Award for Northern Europe by Bike video
[2013.04.04 18:14:21 | Argentina | 3 comments]
Nice easter present: the American Adventure Cycling Association organized in association with Vimeo a Bicycle Travel Video Contest. From the many great submissions, my video „Northern Europe by Bike“ won the category „Best Long Distance Tour Video“ and was also rewarded with the „Bike Travel Spirit Award“ which was awarded to all participants. The Film will be shown to public on the 4th Annual Ciclismo Classico Bike Travel Film Festival in Arlington, Massachusetts.
If you didn't saw it yet:
Carretera Austral
[2013.03.18 20:33:34 | Chile | 4 comments]
Carretera Austral. 1350km lang, über 20 Jahre Bauzeit, überwiegend Schotter. Ab 1976 unter Diktator Pinochet durch den Urwald Patagoniens getrieben, heute Traumstraße und Herausforderung für Enduro-, Jeep- und Radfahrer. Im Süden eigentlich Sackgasse, bietet sich dem leidenswilligen Radler ein Zugang über einen schmal Pfad, eine miserable Schotterpiste und zwei Bootspassagen. Sieben Stunden Schinderei für 22 Kilometer. Einige Liter Schweiß, billiger Preis für unglaubliche Landschaft.
Was folgt erklärt die Bezeichnungen Traumstraße und Herausforderung von selbst. Die Landschaft bergig und flach, schroff und sanft, eng und weit, unbebaut und – selten – bebaut, leider oft eingezäunt. Feucht und trocken, grün und gelb, bewachsen und versteinert, geducktes Gebüsch und hohe Bäume, weite Wiesen und dichter Regenwald. Eingezwängte Flüsse und breite Ströme, leises plätschern und tosende Fälle, blaugrüne Flüsse und klare Bäche, Tümpel und Seen. Vergletscherte Kuppen und steinerne Zinne, Hügel und Felsmassive, sacht ansteigend und senkrecht aufragend. Die Straße Kies und Schotter, Sand und Schlamm, Lehm und Erde, selten Asphalt und Beton, allzu oft alles zusammen. Kurvig und gerade, steil und flach, schräg und gerade, wellig und eben, auf und ab. Wolkig und strahlend blau, trocken und klatschnass, Sonnenbrand und aufgeweichte Hände, schwitzend heiß und zitternd kalt. Und mehr, viel mehr.
Nach 50, 60km immer mal wieder ein kleines Nest, gebaut im letzten Jahrhundert, strenges Schachbrettmuster, eine Handvoll „Tante Emma“ und Krämerläden, manchmal eine Bäckerei, ab und an gibt’s Brot nur auf Nachfrage in irgendeinem Privathaus. Nur ein Ort fällt aus dem Schachbrett, Caleta Tortel, ganz auf Holz gebaut, keine Straßen nur hölzerne Stege, die Häuser auf Pfählen, Schotterstraßenanschluss seit 2003. Seit dem explodiert der Tourismus, neue, sauber lackierte Stege entstehen, schnieke Holzpavillons säumen das Ufer, an einigen Ecken rotten noch die alten Wege vor sich hin, zerfallen die ursprünglichen Häuser, werden durch neue, „schönere“ ersetzt die sich besser als Unterkunft vermieten lassen. Noch findet sich ein Rest des alten Charmes doch die Schwelle zur schnell zu konsumierenden, leb- und charakterlosen Touristenfalle ist nur noch eine asphaltierte Straße entfernt.
Dann sind da die Menschen, die Bewohner dieser Gegend, freundlich, aufgeschlossen, interessiert. Nicht selten wird zum Foto gerufen, nach Kontaktdaten verlangt, eine Flasche Wasser oder ein Wurstbrot gereicht und der Kopf geschüttelt warum man sich das mit dem Fahrrad antut, wo der Weg mit dem Auto doch schon so beschwerlich ist. Mal winkt es hinter einer Windschutzscheibe, mal hupt ein LKW, mal grüßt ein Gaucho lässig vom Pferd herab.
Und dann sind da die anderen Menschen, die Reisenden in dieser Gegend. Die Motorradfahrer die mal als Individualist, mal als geführte Reisegruppe aber immer grüßend vorbei donnern, die großen Wohnmobile mit Kennzeichen aus aller Welt die zum kurzen schwatz anhalten, manchmal einen Kaffee anbieten, meistens winkend vorbei zuckeln, die Backpacker die auf den nächsten Bus, den nächsten freundlichen Autofahrer warten, manchmal mitten im nirgendwo die Straße entlang wandern weil die unfreundlichen Fahrer nicht anhalten und bei den freundlichen die Pickupladefläche schon mit eingestaubten und winkenden Gestalten übervoll besetzt ist.
Und dann sind da die radelnden Menschen in dieser Gegend. Vom wenige Wochen Kurzurlauber bis zum seit Jahren umherziehenden Nomaden, von Ultralight bis Schwerlaster, vom Alleinreisenden bis zur mehrköpfigen Familie - die kleinsten reisen bequem im Hänger, vom Individualradler bis zum Pauschalradler, vom Wildcamper bis zum Hosteriahopper, vom begnadeten Lowtech Improvisationstalent bis zum Hightech-Highend Fetischisten, vom „das ist meine erste Tour“ bis „jedes Jahr eine lange Tour, seit 40 Jahren“ Radler, vom Brot-von-morgens-bis-abends-esser bis zum Gourmetkoch mit 5(!) Töpfen, vom schneckenlangsamen Träumer bis ambitionierten Rekordjäger, von jungen wilden bis steinalten Greisen, vom „alles ist scheiße“ Jammernden bis zu jenem entspannten der sein kaputtes Fahrrad breit grinsend 80 lange Kilometer rückwärts geschoben hat erstreckt sich das regenbogenbreite Spektrum an radelnden Persönlichkeiten. Uns verbinden die Straße und das Rad, physisch wie psychisch. Ähnliche Erfahrungen, ähnliche Strecken, ähnliche Begegnungen, ähnliche Sorgen und Probleme, eine eigene kleine Gemeinschaft. Über jede einzelne Begegnung freut man sich, tauscht Informationen, erzählt den neusten Radlertratsch, bei einem kurzen Stopp am Straßenrand, bei ein paar Kilometern zusammen in die gleiche Richtung, abends auf den „einschlägigen“ Radler-Campingplätzen. Und an diesen Treffpunkten, da erzählen die unzähligen zerbrochenen Gepäckträger, zerschlissenen Reifen, gerissenen Felgen, geplatzten Schläuche und zerstörten Rahmen ihre ganz eigene, stumme Geschichte vom Radfahren auf einer der Traumstraßen dieser Welt, der Carretera Austral.
Heinrich meint: „wär ich nicht so gerne unterwegs, ich würde umgehend auswandern. Es hapert zwar noch an ein paar Stellen, beispielsweise ist der Elch an sich und Elchdamen im Besonderen deutlich unterrepräsentiert in dieser Gegend, auch bleib ich im dichten Urwald ständig mit meinen mächtigen Schaufeln irgendwo hängen und in einzelnen Gegenden gibt’s nur trocken Gras zu futtern, dafür ist das Klima umso Elchfreundlicher, die Rotweinversorgung durchgängig gesichert und in den Regenwäldern muss man aufpassen das man von dem ganzen leckeren Grünzeug nicht fett wird. Es gehört also dringend mal eine Elchkolonie gegründet!“
Fiesta Costumbrista
[2013.03.07 02:32:15 | Chile | one comment]
Villa O’Higgins. 400 Seelen Nest am Sackgassenende der Ruta 7, der Carretera Austral. Noch tummelt sich nur eine kleine Handvoll Touristen auf der örtlichen Fiesta Costumbrista, dem Rodeo, dem Volksfest. Deutschen Volksfesten in ländlichen Gebieten durchaus nicht unähnlich: eine mittelmäßige Kapelle spielt, mittelmäßiger Kaffee, Kuchen, Bier und Snacks werden an mittelmäßigen Ständen zu unmäßigen Preisen verkauft, die Kinder springen in der Hüpfburg, den harten Alkohol gibt’s bei der Feuerwehr. Soweit so bieder, so langweilig, so gewohnt. Doch ums Eck braten am Spieß ganze Lämmer am offenen Feuer, donnern ab und an wildgewordene Pferden über den Platz, werfen Männer einen metallbeschlagenen Kuhfuß und wetten um Geld auf welcher Seite er liegen bleibt. Zu später Stunde auch mal um nicht ganz unerhebliche Summen.
Und dann sind da die jungen Wilden die sich mit den jungen, wilden Pferden messen auf der Suche nach Kick, Anerkennung und Applaus. Ungezähmte Pferden werden vor einer Tribüne an einen Pfahl gebunden und gesattelt, der junge Reiter steigt auf, hält seine Peitsche bereit. Ist das Seil gelöst wird auf das Pferd eingedroschen, mit aller Gewalt versucht das Tier den „Reiter“ ab zu schütteln, springt, bockt, hüpft, prescht unter den kritischen Augen der Besucher über den Rasen. Je wilder das Pferd, je spektakulärer der Ritt desto mehr Applaus, Ahhhs und Ohhhs von der Tribüne. Bis der Reiter abgeworfen oder nach 30 Sekunden eine Pfeife ertönt. Dann werden die meisten Pferde ruhig, sie kennen das Spiel bereits. Wer sitzen blieb kommt mit stolz geschwellter Brust zurück, andere humpeln beiseite, manch einer muss gestützt werden. Doch jeder grinst, für jeden gibt es Applaus und Anerkennung von den „alten“ Gauchos. Ist der Sieger ermittelt wird – so die Ankündigung – „der unbesiegbare“, „die Maschine“, „der alles abwerfende Hengst“ hervor geholt und angebunden. Selbstverständlich, auch der Sieger fällt lange bevor die erlösende 30-Sekunden Pfeife ertönt.
Nach der Siegerehrung Wechsel in die eigens errichtete Arena, Lasso werfen. Wieder eine Handvoll junger, wilder Pferde. Durch Schläge, Tritte und Schreie in Panik versetzt hetzten sie durch die Arena, die Männer schwingen, werfen die Seile. Liegt das Lasso um die Pferdebeine versucht der Werfer das Tier zu Fall zu bringen. Je spektakuläre – auch Saltos sind drin - desto besser, desto lauter der Applaus und die Rufe von der Tribüne.
Abends zum Tanz in die Gemeindehalle. Hier spielt sich ein sonderbares wenn auch praktisches Ritual ab. Die Band spielt ein Lied an und ein paar Takte lang bleibt die Tanzfläche leer. Komplett leer. Wie auf ein geheimes Zeichen springt dann Jung und Alt – zumindest die absolute Mehrheit - in die Mitte und tanzt als hätten sie nie aufgehört zu tanzen. Erklingt die letzte Note stürzt jeder –wirklich jeder – zurück zum Tisch, nimmt das unterbrochene Gespräch, das abgestellte Glas oder die abgelegte Zigarette wieder auf, spricht, trinkt und raucht als sei nichts gewesen. Bis nach einer angemessenen Pause die nächsten Takte des nächsten Liedes erklingen.
Heinrich meint: „mmhhhhpppffmhlpmürgelbrümpf“
(Zur Erklärung: als internationaler Verfechter der Elchrechte fühlte sich Heinrich durch den Umgang mit den Pferden natürlich auch persönlich angegriffen. Nach ersten erfolglosen Versuchen des Protests (Flyer verteilen – wurden zum anfeuern des Asados verwendet, Sitzblockade – man ging halt außen rum so groß ist er nun auch wieder nicht, Hungerstreik – schallendes Gelächter als Heinrich nach 10 Minuten zum Heu griff und Protestgesängen – die schwedische Sauflieder wurden mitgegrölt) entschied Heinrich das die Zeit des gewaltlosen Widerstandes vorbei und es Zeit für „ordentlichen“ zivilen Ungehorsam sei. Mit einer Kiste „Pisco“ (Destillat aus Traubenmost) bewaffnet zog er sich zum Molotow Cocktail bauen zurück und wurde einige Stunden später schwer betrunken, mit Brandflecken im Fell marodierend im Pferdestall von der Gendarmerie aufgegriffen. Die Anklage beinhaltete unter anderem Widerstand gegen die Staatsgewalt, Sachbeschädigung, Exhibitionismus, Trunkenheit, Landfriedensbruch, Beamtenbeileidung, versuchte Körperverletzung und einiges mehr. Nachdem er den Beamten die Ohren blutig gelabert hat, wurde er mir aber unter der Bedienung den Knebel „ein paar Tage“ drin zu lassen tags darauf außerhalb der Stadtgrenze übergeben.)
Am Rande: der Umgang mit den Tieren war für mein europäisch geprägtes Verständnis von Tierschutz und Tierhaltung größtenteils unverständlich, oft erschreckend. Dennoch möchte ich mir aufgrund fehlender Sprach- und Kulturkenntnisse und als eingeladener bzw. geduldeter Fremder nicht anmaßen darüber zu urteilen sondern nur zu beobachten. In ein paar wenigen Gesprächen äußerte ich vorsichtig meine Meinung und stieß nicht immer auf Verständnis. Einer der klügeren Gesprächspartner zog den Vergleich zur europäischen Massentierhaltung wo der Platz pro Tier mit wenigen Quadratmetern (mit Glück…) bemessen wird, wohingegen hier unten eher in Hektar gerechnet wird. Ganz Unrecht hat er nicht.
Eis und Granit
[2013.02.27 20:49:45 | Chile | 2 comments]
Kracken, reißen, splittern, bersten. Alle paar Minuten donnert der Pulsschlag eines Lebewesens aus Eis durch die Luft. Perito Moreno sein Name, der wohl bekannteste Gletscher in einer an Gletschern sicherlich nicht armen Region. Touristisch bestens erschlossen lassen sich die gefrorenen Wassertürme von Booten und Stegen aus bestaunen. Jorge aus Kolumbien hat mich von El Calafate aus mitgenommen, hundert Kilometer hin, hundert zurück. Was auf dem Rad zwei, drei Tage bedeutet, erledigt sein Motorrad in zwei, drei Stunden. Speedthrill statt Windchill.
Tage später zwischen El Calafate und El Chalten. Sieben Radler haben sich abends an einem verlassenen Haus irgendwo an der Straße versammelt. Das „Pinke Haus“, ideales Refugio für müde Radler. Seit Ushuaia immer wieder davon gehört, gute Übernachtungsplätze sind rar in der Pampa. Tipps werden gerne geteilt, Radlerbuschfunk. Wir richten uns ein, schmeißen die Kocher an, tauschen Informationen und Geschichten. Bis dann um 9 abends die Polizei auftaucht und uns im Namen des Besitzers freundlich aber bestimmt des Hauses verweist. Da war der Buschfunk dann wohl doch zu laut.
Fitz Roy. Seit Tagen herrscht die Granitnadel über den Horizont, rückt näher, Tag für Tag. Bis man El Chalten erreicht, kleines Nest am Fuß des „Berg der Berge“. Hier tummeln sich die Trekking und Kletterfreaks aus aller Welt, gehen früh schlafen oder feiern bis tief in die Nacht. Das Abendprogramm bestimmt der Wetterbericht. Windverhältnisse, Sonnenscheinwahrscheinlichkeit, Wolkendecke – immer wieder kehrende Hauptthemen in den Gesprächen rund um Routen, Ausrüstung und überstandene Touren in der Vergangenheit. Weiter bei feinstem Wetter, grandioses Panorama abends vor der Stofftür. Gletschermilchsee von Bergen eingerahmt, wolkenfreier Himmel, Fitz Roy markant am Horizont. Stundenlang fesselt die Aussicht bis die Neumondschwarze Nacht ein traumhaftes Sternenmeer an den Himmel malt.
Heinrich meint: "schöööööön. Aber hier gibt es weder Elche noch Alpakas! Grrrr! Immerhin war abschnittsweise die Weinversorgung brauchbar und gut dass wir jetzt dann aus der Pampa raus sind. Den trockenen Grasfraß kann ja kein Elch futtern! (Dafür war das Blumenbeet am Eingang von El Chalten aber mal echt so richtig lecker!)"
Gletscherpuls:
(Danke @ FlyinHolgi für's editing)
Zurück auf die Strasse
[2013.01.31 22:12:13 | Argentina | 7 comments]
Zurück auf die Straße, zurück in den Sattel. Und Patagonien hält was es verspricht: Wind. 250km Pampa von Punta Arenas bis Puerto Natales, 250km gegen den Wind. Betonstrecke, immerhin. 4 Tage lang überholen und grüßen die Busfahrer, ihre Stahlschachteln voll beladen, voll klimatisiert, voll desinfiziert. In 3 Stunden hetzten sie mit Ihrer Fracht hin, in 3 weiteren wieder zurück. Einer aus der Fracht erkennt mich wieder, fragt warum man sich das antut. „Was hast Du gesehen?“ Frage ich zurück. „Nichts – ist doch langweilige Pampa!“. Eben darum tut man sich das an. Ich bin mit Schafen, Rindern, Nandus, Alpakas, Guanakos um die Wette gefahren und habe jedes Mal verloren, habe Gauchos bei der Arbeit, wunderbare Sonnuntergänge, Regenbögen und (mir) unbekannte Tiere gesehen, wurde von wildfremden zu Kaffee, Keksen und Marmeladenbroten eingeladen, bin für einige Stunden hinter einem Stein gelegen und habe den Wind gesehen wie er das Pampagras zerzaust, habe in einem Bushäuschen, in einem Vorgarten und im Pferdestall einer Polizeistation geschlafen, habe Hunde gestreichelt und bin vor ihnen geflüchtet, hatte Wind, Sonne und Regen im Gesicht und tausend Gerüche, Eindrücke und Erlebnisse mehr als Grund um mir das anzutun. Aber Pampa ist ja langweilig.
Kleiner Umweg zur Laguna Sofia. Naherholungsgebiet für Puerto Natales, direkt am Weg zum Torres del Paine. Feinstes Wetter, erfrischende Badetemperatur und als Dreingabe – etwas abseits - eine Höhle als Unterkunft. Morgens kreist der Condor nahe vor dem Eingang. Nahe genug um die Hässlichkeit zu erkennen mit der der majestätisch gleitende Geier eigentlich geschlagen ist.
Zurück auf die Straße. Wie gewohnt mit Wind und ab sofort mit Schotter. Die Strecke führt von Südwesten in den Torres del Peine Nationalpark und ist zum niederknien. Zum niederknien vor dem erhabenen Gebirge auf das man zufährt, vor der Farbenpracht die Sonne, Monde und Wolken auf die Landschaft zaubert, vor den überraschenden Ausblicke und Abwechslungen die die Strecke bereit hält, Meter für Meter. Zum niederknien auch – aber ja doch – der miserable Zustand der Schotterstrecke, das tiefe Wellblech, der lose Kies, die steilen Anstiege, die schmerzenden Muskeln am Ende eines langen Tages.
Messerscharf, schwarz zeichnen sich die Felsnadeln vor dem dunkelblauen, sternenklaren Nachthimmel ab. 5 Uhr morgens unterwegs zum wohl berühmtesten Aussichtspunkt auf die wohl berühmtesten Granitnadeln des Parks, die „Torres del Paine“. Vor und hinter mir leuchtende Punkte die wie Glühwürmchen in Reih und Glied den steinigen Hang herauf streben. Jeder einzelne hofft die paar magischen Minuten zu erleben wenn die aufgehende Sonne ihr rotoranges Licht auf die Granitnadeln malt. Und irgendwann fließt das Licht zäh wie goldroter Honig von der höchsten Spitze langsam herab, taucht das Gestein in eben jenen zauberhaften Farbton der kaum zu beschreiben, kaum zu fotografieren, nur mit eigenen Augen wirklich zu sehen ist.
Zurück auf die Straße. Schotter und Wind, natürlich. Unterwegs treffe ich auf Galina und Florin, auch sie sind mit dem Rad unterwegs, gemeinsam stürzen wir uns in den Kampf gegen Wind und Schotter und werden belohnt. Belohnt mit zwei Stunden kräftigem Rückenwind auf feinem Asphalt. Wir fliegen, fliegen mit breitem Grinsen im Gesicht bis die Strecke wieder abknickt, wieder zu Schotter wird, der Wind wieder ins Gesicht bläst. Bis abends irgendwo im nirgendwo der Pampa das Zelt steht, der Kocher brummt und der Vollmond dem glücklich erschöpften Körper eine Gute Nacht wünscht.
Heinrich meint: „oha! Die Guanakos sehen ja schon ganz schnuckelig aus, aber die Alpakas! Hola Chica!! Da wird mir ja ganz warm ums Herz! Natürlich hat Stefan mir mal wieder die Tour versaut und ist weitergefahren, so geht das natürlich nicht. Naja, anscheinend gibt es weiter nördlich noch mehr von diesen süßen Dingern im scharfen Wolldress… Leider klemmt es in der Pampa aber ein bisschen mit der Rotweinversorgung so dass das mit dem Alpakaverführen so eine Sache ist. Und Stefan kommt halt nicht wirklich voran, jammert immer was von wegen Gegenwind und anstrengend und solchen Geschichten. Soll sich mal ein bisschen zusammenreißen!"
Das südlichste Irgendwas
[2013.01.14 10:30:48 | Chile | 2 comments]
Ein Segelboot schaukelt im Beagle Kanal. Die Crew international: Skipper Andunas, Lettland; Michelle, England; Danielle, USA; Sefik, Türkei; und ich, Deutschland. Ushuaia – Puerto Williams, von der südlichsten Stadt der Welt in den südlichsten Ort der Welt. Gut 2000 Chilenen trotzen Wind, Wetter und Abgeschiedenheit, leben vom Fischfang und ein paar Touristen die es hierher verschlägt. Hauptattraktion: der südlichste (was sonst?) Trek der Welt: „Circuito de los Dientes“. Abgeschieden, anstrengend, berüchtigt – wunderschön. Bevor es losgeht: Weihnachten. „Grande Mama“ – Chefin der Hosteria el Padrino lädt zum Fest in ihr trautes Heim. Weihnachtsbaum, Festtafel, Geschenke, Großmutter. Alles da. Sogar ein kleines Päckchen für jeden der anwesenden Reisenden. Das Menü: King Crab, Schaaf, Salat. Nachtisch: Schokokekse und Sushi (!).
In die Berge. Steiler Aufstieg durch feuchtschlammigen Wald. Oberhalb der Baumgrenze einen endlos langen, rutschigen, verschneiten Hang queren, hüfthohe Schneeverwehungen gratis. Abends stehen die Zelte am See, schneeweiß die Umgebung. Weitermachen? Zu leichtes –somit klatschnasses – Schuhwerk, keine Stöcke, zu viel Schnee. Zweifel. Einen Tag bleiben wir am See, erkunden den Weg bis zum nächsten Pass. Steiler Weg, grandiose Aussicht, tiefer Schnee. Rückzug an einem Fluss entlang, Gestrüpp und Matsch ersetzten Schnee und Geröll. Belebender Sprung in den Beagle Kanal, Füße hochlegen und ans weiterreisen denken. Doch das gestaltet sich etwas schwieriger. Die Fähre nach Punta Arenas mal ausgebucht, mal nur Luxusplätze frei, mal eine Woche später als angekündigt. Immerhin, im Flieger ein paar Tage später sind noch Plätze frei, auch das Rad kann mit. Gebucht.
Einmal im Monat fährt eine Fähre von Puerto Williams in das südlichste (jetzt aber wirklich!) Nest der Welt: Puerto Toro. Und weil mit der Fähre die kommunale Müllabfuhr gewährleistet wird ist die Fahrt kostenfrei. Auch für uns, die Touristen. 20, 30 Häuser, Polizeistation, Spielplatz, Sporthalle, Hafen, Kapelle, Plaza de Armas. Entspannte Öffnungszeiten im örtlichen Café: 12 bis 15 Uhr am letzten Samstag in Monat. Falls es nicht stürmt.
Vor dem Rückflug: Silvester. Wieder bei „Grande Mama“, wieder unglaublich lustig, herzlich, „echt“. Mitternacht: drei, vier rite Signalraketen schießen in den Himmel, Feuerwerksersatz. Ausklang in der Dorfdisko, halb (oder ganz?) Puerto Williams hüpft, zappelt, tanzt ins Neue Jahr.
Am Flugplatz angenehme Sicherheitskontrollen: keine. Kein ausziehen, kein betatschen, kein Röntgen, keine Nacktscanner, keine dicken Glasscheiben mit grimmigen Beamten, Ausweisscannern und Antiterrordatenbanken. Literflasche Wasser, Messer und Benzin im Handgepäck? Kein Problem. Tür zum Cockpit? Fehlanzeige. In der 20 sitzigen Twin Otter darf der Passagier den Piloten noch bei der Arbeit zu sehen. Oder rausgucken. Patagonien sehen und staunen. Von oben.
Heinrich meint: „Oh man, segeln ist ja schlimmer als Kopfsteinpflaster! Versaut nur das Fell! Immerhin gabs bei den ganzen Feiern genügen Vino, Cerveza und Terremoto. Und die Dorfdisko… genau das Richtige für einen Elch auf Abwegen. Warum Stefan und die anderen beim Wandern umgedreht sind, kann ich ja gar nicht verstehen. Schnee? Wo liegt das Problem?? Die haben wohl noch nie einen schwedischen Winter erlebt, Warmduscher! Protipp für reisende Elche: Beim Einsteigen in eine Twin Otter den Kopf querlegen. Hab mir tierisch mein prächtiges Geweih angeschlagen und das mit dem Schädel vom vorherigen Abend… Auuuuuh.“
Terremoto - Erdbeben
[2013.01.11 20:02:34 | Chile | one comment]
„Terremoto“ – Erdbeben. Nein, nicht die Erde bebt, Deine Füße übernehmen das wenn Du zu viel davon getrunken hast. Terremoto ist quasi ein Chilenisches Nationalgetränk oder so ähnlich. Es zieht einem auf jeden Fall die Schuhe aus und ist mit Vorsicht zu genießen. In Bars bekommt man üblicherweise einen Liter serviert, wer dann noch nicht genug hat, bestellt einen „Replica“ – das Nachbeben. Gleiches Getränk, halber Liter. Zuhause wird das Erdbeben gerne in einer größeren Schüssel vorbereitet die es zu leeren gilt. Alles andere wäre ein Affront dem Gastgeber gegenüber.
Wer’s ausprobieren will:
Auf einen Liter Weißwein kommen ca. 150ml Fernet Branca, „mes y manos“ (mehr oder weniger)- je nach Geschmack, gut umrühren. Eine Kugel Eis in ein Glas, Schuss Grenadine drüber, mit dem Weißweinfernetgemisch das Glas auffüllen. Mit dem Strohhalm schaumig rühren, vorsichtig oral zuführen. Und dass mir hinterher keiner sagt, ich hätte Euch nicht gewarnt.
„Grande Mama“ (Hostelbesitzerin in Puerto Williams) hat das mal für uns vorbereitet:
Heinrich meint: „Bssschglllmürgebrümpf“ (lässt sich am ehesten mit „einajeehtnochh“ übersetzten)
Punkt #8 erreicht
[2013.01.05 23:41:22 | Argentina | one comment]
Ein gelbes Kurvenwarnschild ist das spektakulärste an Punkt #8 – Feurich’s Feuerland. Zumindest wenn man die GPS Koordinaten genau nimmt. An anderen Stellen nimmt man Schilder nicht wahr. Zu sehr sind die Augen mit schauen, stauen und beobachten beschäftigt. Nahtlos wachsen die Berge aus dem Beagle Kanal, eine, zwei Schichten Puderzuckerschnee als gefällige Deko auf dem Gipfel. An einer der wenigen flacheren Stellen liegt Ushuaia. El in del Mundo – das Ende der Welt. Anfang und Ende der Panamericana – Traumstraße der Welt. Anfang und Ende vieler Arktiskreuzfahrten und Expeditionen. Auf der einen Hauptstraße flanieren die Touristen, demonstrieren die Arbeiter, fahren die coolen Jungs mit den lauten Autos. Auf der Suche nach Traumerfüllung. Alle. Mich selbst eingeschlossen. Es gibt Ortsnamen die klingen aus sich heraus nach Abenteuer. Ushuaia gehört für mich definitiv dazu. Doch statt Abenteuer draußen ein ganz anderes Abenteuer drinnen. Spanischkurs, zwei Wochen. Schulbank drücken, Hausaufgaben machen, Verben konjugieren. Wie früher – nur freiwillig. Vielleicht nicht ganz wie früher, Ana, meine Lehrerin, ist auch meine Gastgeberin, ich wohne in Ihrem Haus. Sie empfängt mich strahlend mit „Hola Chico! Ich bin Ana, glücklich geschieden“. Weitere Schüler wohnen bei ihr, immer wieder kochen, essen, feiern wir zusammen. Falls nicht, in einem der vielen Hostels in Ushuaia findet sicherlich ein Asado (Grillfest) statt. Falls nicht, es findet sich ein Anlass, ein Grill, ein geöffneter Laden, jederzeit. Irgendwann kenne ich Angestellte, Türcodes und W-Lan Passwörter diverser Hostels, den besten Metzger der Stadt, die Öffnungszeiten der nächstgelegenen Läden und – ganz wichtig – wo es einen guten Kaffee und ein bisschen Ruhe zum Lernen und Erholen am nächsten Tag gibt. Ausflüge in die nähere Umgebung, herrliche Aussicht auf die Stadt, Smaragdgrüne Bergseen, wilde Wälder, den Nationalpark Terra del Fuego. Mal zu Fuß, mal mit dem Rad, mal allein, mal mit anderen Reisenden.
Ushuaia. Klingt immer noch nach Abenteuer.
Heinricht meint: "Hola Chicas! Keinerlei Elche hier, muss dringend missionieren! Kann ja so nicht weitergehen. Und die Infrastruktur für Elche ist vom feinsten hier. Super Wälder, sehr leckere Gräser, hohe Berge, sehr guter Wein erstaunlich billig, und Steaks! Huiuiui! Bin ja eigentlich Vegetarier, aber bei den Asados hier MUSS man einfach zugreifen! Elchinnen und Elche! Kommt nach Ushuaia!!"
Internes
[2013.01.05 20:14:56 | Chile | no comments]
In den letzten Wochen war ich überwiegend mit herumreisen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Spanischlernen beschäftigt, ganz untätig war ich aber nicht und so gibt es ein paar Änderungen auf der Webseite:
- der Zugriff ist nun komplett auf SSL Verschlüsselung umgestellt
- die Kartendarstellung wurde weiter optimiert, wird nun auch mit längeren Tracks schnell aufgebaut.
- Tracks auf der Karte werden nun farblich unterschiedlich dargestellt, blau für „mit dem Fahrrad“, orange wenn ich mit anderen Verkehrsmitteln unterwegs war.
- Die Ausrüstungsdatenbank ist jetzt endlich vollständig und auf aktuellem Stand
- Im Blog ist es nun einfacher und schneller möglich durch die Seiten zu blättern
- Damit ich mir den ein oder anderen Kaffee leisten kann wenn ich am Artikelschreiben, Videoschneiden oder Fotos sortieren bin, habe ich mich entschlossen einige Affiliatelinks auf der rechten Seite einzubinden. Wenn Ihr über die Links zu den Händlern geht und etwas kauft, bekomme ich ein paar Brotkrumen von Eurem Umsatz, Ihr könnt mich so ein bisschen unterstützen ohne dass Euch irgendein Nachteil entsteht. Danke dafür!
- Zu guter Letzt hat Heinrich die Spendenkonten von Paypal und Flattr geplündert und schickt mich damit in den Moose Valley Provincial Park damit er endlich mal wieder ein paar Elche sieht. Vielen Dank an alle die mich Unterstützen!
schwimmen im Beagle Kanal
[2013.01.03 18:16:53 | Chile | no comments]
Schwimmen im Beagle Kanal bei Purto Williams.
In guter alter Tradition!
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