Platz #4 Osterinsel erreicht
[14.04.2014 19:10:15 | Chile | Ein Kommentar]
Vorbemerkung: in einigen Programmiersprachen markiert ein $ am Anfang eines Wortes eine sogenannte Variable. Zur besseren Lesbarkeit werden als Variablenname gerne Begriffe verwendet die Rückschlüsse auf ihren Inhalt zulassen. $Vorname steht also sehr wahrscheinlich für einen beliebigen Vornamen, z.B. Stefan oder Heinrich.
Auf der Liste der durchgeknallten Dinge die der Mensch in seiner – an durchgeknallten Dingen äußerst reichen – Geschichte erschaffen hat, dürfte „Moai“ recht weit oben stehen. Fast 900 dieser steinernen Statuen stehen und liegen auf Rapa Nui herum. Größe: kolossal, Zweck: unbekannt. Dazu eine bis heute nicht entschlüsselte Schrift, eine Ladung ominöser Kunst- und Kultgegenstände, ein paar schwammig überliefert Riten, fertig ist die mystische Hochkultur. Dass die dann auch noch ziemlich plötzlich vom Erdboden verschwunden ist passt da bestens ins Bild.
Ein paar Fakten: Rapa Nui – bekannter vielleicht als Osterinsel –mit 160km² so groß wie Liechtenstein oder Disney World, Florida, ca. 24 km lang und 13km breit und liegt mitten im Pazifik. 3500km bis zum chilenischen Festland, die nächsten bewohnte Insel gut 2000km entfernt, 5800 Einwohner, subtropisches Klima, karge Landschaft. Soweit so unspektakulär. Wären da nicht eben jene Moai. Der „Max Mustermoai“ ist im Schnitt 4m groß und 12 tonnen schwer, der höchste je aufgestellte misst knapp 10m, ein unfertig liegen gebliebener gar stolze 21m. Ohne Metallwerkzeug aus massivem Fels gemeißelt, oft kilometerweit über die Insel geschafft und aufgerichtet, einigen wurde auch noch ein tonnenschwerer, roter „Hut“ aufgesetzt.
Über das Wer und Warum lässt sich fast nur spekulieren. Einschlägige Experten vertreten unterschiedliche Meinungen, Einheimische erzählen wunderliche Legenden und beim Sonnenuntergang im Schatten eines Moai lässt sich trefflich eine eigene Geschichte zusammenphantasieren. Die (derzeit) bevorzugte Meinung ist eine Besiedlung irgendwann im 5. Jahrhundert von Westen her. Ob das durch eine Gruppe heroischer Entdecker, visionärer Künstler, unnützer Telefondesinfizierer, fieser Raubkopierer oder / oder religiöser Fanatiker geschah, vermag keiner mehr mit Sicherheit zu sagen. Wahrscheinlich haben die fiesen Raubkopierer kleine Steinstatuen nachgemacht oder verfälscht, oder nachgemachte oder verfälschte Steinstatuen sich verschafft und in Verkehr gebracht und wurden daher mit Exil nicht unter Lebenslang bestraft. Also setzt man die Schuldigen kurzerhand in ein paar Doppelrumpfkanus mit Kurs gen Westen und packt, weil es sich gerade anbietet, noch die faulen Telefondesinfizierer und die religiösen Fanatiker dazu. Man will endlich seine Ruhe haben. Entgegen jeglicher statistischer Wahrscheinlichkeit landet der bunte Haufen nach ein paar tausend Kilometern lebend auf einem einsamen Eiland und nennt es Osterinsel Rapa Nui. Die Raubkopierer können hier endlich nach Herzenslust und abmahnungsfrei Steinfiguren klopfen, die Fanatiker ungestört herumfantasieren und hasspredigen und die Telefondesinfizierer - mangels Telefonen - den ganzen Tag faul am Strand herum liegen. Irgendwann kommt dann der Hunger aber keiner ist da der sich ums Essen kümmert. Als Standesgemäßer Fanatiker ist man ja tendenziell eher faul aber phantasievoll, also erklären die Fanatiker den Telefondesinfizierern dass die Raubkopierer die Steinstatuen wegen $wichtigerGrund
aus dem Fels klopfen, $großesUnglück
droht wenn die Statuen nicht $wichtigeEigenschaft sind und wer sich brav zu Tode schuftet, auf den wartet im Jenseits zusätzlich $unglaublicheBelohnung, für alle anderen gibt’s $unendlicheStrafe. Wer nicht helfen will wird kurzerhand für ein aktuelles $Unglück verantwortlich gemacht (nur logisch, er hat ja $Gott erzürnt) und wird zur Motivation aller anderen öffentlich $schwereStrafe. Die Telefondesinfizierer kümmern sich also ab sofort hoch motiviert um die logistische Unterstützung der Steineklopfer und Fanatiker. Für die nächsten paar hundert Jahre funktioniert das ganz hervorragend, die Statuen werden größer, mächtiger und schöner, die Fanatiker tragen tolle Hüte, erfinden lustige Tänze und schnitzen kunstvolle Kultgegenstände, aus den Telefondesinfizierern werden langsam aber sicher professionelle Agrarökonomen und sogar das karge Landesinneren wird besiedeln. Zwischendurch kloppt man sich ein bisschen wer die schönste / tollste / größte Steinfigur hat, spaltet sich in ein paar Sippen auf, schließt Allianzen, bricht sie, klaut den anderen Kultgegenstände / Essen / Frauen, benimmt sich also weitestgehend so wie man es von einer anständigen Hochkultur jener Zeit erwarten kann. Und wie das Hochkulturen so an sich haben, strebt man weiter höher und höher; klar, die neuen Steinfiguren dürfen keinesfalls weniger $wichtigeEigenschaft als die der Vorgänger sein. Die kleine Insel bietet nur äußerst übersichtliche Ressourcen und so verwundert es kaum, dass man sich irgendwann um die Sicherung der Handelswege und Steinquellen kümmert. Ab ca. 1500 entwickelt die lokale Rüstungsindustrie HighTech Speere mit scharfen Obsidianklingen, Überfälle und Kriege nehmen zu, die Fanatiker wiegeln immer weiter auf. Nicht aus zudenken wenn heraus käme das der ganze quatsch mit den Steinfiguren klopfen wegen $wichtigerGrund überhaupt nichts mit $großesUnglück zu tun hat, die Sache mit $unglaublicheBelohnung nach dem Tod auch auf äußerst wackeligen Beinen steht und das ganze womöglich nur dazu dient den Fanatikern ein schwer gemütliches und lustiges Leben zu ermöglichen. Und sowieso, eigentlich würden die meisten am liebsten wieder Telefone desinfizieren und den ganzen Tag (das Telefon wurde ja noch nicht erfunden) am Strand herum lungern statt für irgendwelche schwammigen Versprechungen zu schuften. Irgendwann ab Mitte des 17. Jahrhunderts ist es dann soweit: Die Gewerkschaft der Steineklopfer ruft zum Generalstreik, es werden keine weiteren Statuen mehr produziert, die Agrarökonomen sind eh schon viel zu lange ausgebeutet worden und warten nur so auf einen Anlass zur Revolution und die Fanatiker verlieren den größten Teil ihrer Glaubwürdigkeit als $großesUnglück trotz eingestellter Statuenproduktion überraschenderweise ausbleibt. Als dann auch noch die ersten Europäischen Touristen vorbeischauen zerbröselt das eh schon angeschlagene Weltbild weiter. 1722 wird von noch intakten Anlagen berichtet, bereits 50 Jahre später sind die Zeremonienanlagen aufgegeben, die Moai umgeworfen, das Weltbild der Fanatiker endgültig zerplatzt. Was danach folgt ist die einigermaßen gut dokumentierte (und üblicherweise schlecht aufgearbeitete) klassische Vergewaltigung eines indigenen Volkes durch europäische „Entdecker“ mit all ihren grausamen Ekelhaftigkeiten und ekelhaften Grausamkeiten.
Februar 2014. In den ersten zwei Wochen des Monats findet mit dem Tapati Festival das wichtigste und größte Fest auf Rapa Nui statt. Eine wilde Melange aus sportlichen Wettkämpfen und moderner Unterhaltung, aus historischem konservieren und touristischer Attraktion, überlieferten Riten und aufgesetztem Brauchtum. Mittags werden die Götter mit einem archaischen Ritual inklusive Hühnchen (klar, was sonst?) gnädig gestimmt, um anschließend auf zusammengebundenen Bananenstauenden einen ziemlich steilen Hang herunter zu schießen, abends spielen Herren mit Hemd und Federschmuck Akkordeon. Man misst sich im Speerwerfen, Paddeln und Schwimmen, im Schminken und Schmücken, im Tanzen und Turnen. Ab und an grenzwertig gezwungen oft aber wunderbar ehrlich und manchmal mit angenehm wenig Rücksicht auf die anwesenden Touristen, mich eingeschlossen. Dazu die beeindruckenden Zeremonienanlagen, die vielen kleinen und großen kultischen Stätten, dieses äußerst kleine Eiland mit dieser äußerst großen Kultur. Während der ganzen Zeit auf der Insel fühle ich mich wie ein Kind, entdecke ständig neues, verstehe alles und begreife nichts.
Heinricht meint: "Na also die Insel ist ja schon schwer beeindruckend. So Steintypen haben wir in Schweden nicht. Es hat zwar an Elchdamen gemangelt, andererseits hab ich einen ganz süßen und aufgeschlossenen Käfer kennengelernt. Mit dem hab ich dann die Insel unsicher gemacht. Stefan war eh die ganze Zeit nur am Filmen und knipsen, Sonnenaufgang hier, Untergang da, Vollmond dort. Manmanman, war der unentspannt!"
swimming Easter Island
Weihnachtsshopping in Temuco
[20.12.2013 04:25:52 | Chile | 4 Kommentare]
Zum Weihnachtseinkauf nach Temuco. Ein ganz praktisches, nützliches Geschenk soll es werden, ein neuer Kocher muss her. Gut drei Stunden braucht der Bus vom Nest Lonquimay zur Großstadt Temuco. Unterwegs wird eingesammelt wer winkt und aussteigen darf wer's sagt, wo auch immer. Ob unscheinbare Schottereinfahrt mitten im Nirgendwo oder Standstreifen auf der Autobahn, Haltestellen sind nur zufällig auftretende Statisten. Obwohl hoffnungslos überfüllt bleibt jeder entspannt, jeder freundlich, jeder hilfsbereit, das Baby schon mal liebevoll zum Ausgang vor gereicht während sich tütenbeladen, dankbar lächelnd die Mutter hinterher schiebt.
Zwei brauchbare Outdoorläden gibt es in Temuco, praktischerweise direkt nebeneinander, ärgerlicherweise in einer Shoppingmall nach amerikanischem Vorbild. "Portal Temuco" der klangvolle Titel des dreigeschossigen Konsumtempels. Innen die übliche Melange aus aus kleinen und größeren Shops üblicher Couleur, Schuhe, Kleidung, Spielwaren, Elektronik, etc. pp., ein großer Supermark, ein Schreibwaren- und ein Buchhändler. Aufgelockert durch Cafés und Bistros, mal rustikal hölzern, mal modern metallisch, je nach Zielgruppe. "Credit Cards welcome" Aufkleber überall, der nächste Geldautomat immer in Sichtweite, der konsumberauschte Junkie soll möglichst unterbrechungsfrei gemolken werden.
In der Mitte ragt in geschmückter Baum biblischen Ausmaßes gen Himmel, neckische Krippeninstallationen auf jeder Etage, "Feliz Navidad" (frohe Weihnachten) allerorten, "stille Nacht" als Panflöteninterpretation, mehrere Glöckchen schwingende Weihnachtsmänner, das ein oder andere goldene Engelchen; Hier wird mit dem Vorschlaghammer an das bevorstehende Hohe Fest des Kapitalis.. - äh Christentums erinnert. Subtil geht anderes.
Geschickt ganz oben platziert, so ein Marsch zum Gipfel macht hungrig, der Freßtempelbereich. Alle "Großen" sind hier vertreten: die goldenen Bögen, frittiertes Federvieh aus Kentucky, Teigringe in orange-pink, das Schweizer Vogelnest - hier mit einer Eisbar vertreten, die züchtig verhüllte grüne Kaffeesirene… und, wie viele hast Du erkannt? Die Tische an den Panoramafenstern bieten zumindest noch eine irgendwie interessante Aussicht - auch wenn das meiste grauer Beton ist - doch am dichtesten besetzt sind die Tische nah an den Trögen, den Ausgabestellen. Es wird hastig gestopft - fast food eben. Freßkomatös trottet das Konsumvieh dann langsam nach unten, nicht ohne durch die geschickte Architektur noch mal durch die halbe Mall geführt zu werden. Man könnte ja irgendwas vergessen, einer Werbung nicht erlegen oder gar ein ganz besonderes Angebot übersehen haben...
Hier hilft eigentlich nur Guerillataktik. Rein, Beute sichern, Raus, schnell, Verluste gering halten. Der Schlachtplan hängt etwas versteckt rechts am Eingang, Shops und Fluchtwege fein säuberlich verzeichnet. Eine Marschroute zügig ausgearbeitet: via Rolltreppe beim dritten Schuhgeschäft in die zweite Etage, am Dessous Geschäft links abbiegen und nicht zu lang gucken, vier Shops weiter sollte das Ziel erreicht sein. Rückzug dann über den näherliegenden Nordausgang. Der Vorstoß gelingt, der neue Kocher verstaut, warme Mahlzeiten gesichert. Doch das Rückzugsgefecht geht verloren bevor es begonnen hat. Das Bistro "Cassis" lockt mit einer professionellen Kaffeemaschine, schmackhaft präsentierten Torten und gemütlich aussehenden Stühlen. Zielgruppe anvisiert, Treffer, versenkt. Zwei erstaunlich gute Cappuccinos (wichtig: Variante "international", die ohne zwei Pfund süßer Sprühsahne oben drauf) später wage ich doch noch einen kompletten Rundgang, flüchte nach gut 15 Minuten aber endgültig.
Deutlich ruhiger, unaufdringlicher und übersichtlicher geht es im - leider zu kleinen - "Museo Regional de la Auraucania" zu. Insbesondere über Geschichte und Kultur der Mapuche wird informiert, archäologische Funde und historische Aufzeichnungen angenehm modern präsentiert. Die Mapuche waren äußerst wehrhaft und haben sich über 300 Jahre erbittert gegen die Kolonialisierung gewehrt. Einen Ihrer Peiniger, Pedro de Valdivia, haben sie angeblich gezwungen flüssiges Gold zu trinken. Leider nicht bewiesen, aber eine äußerst passende Hinrichtungsart für einen goldgierigen Konquistador im 16. Jahrhundert.
Museumskühle gegen Mittagshitze tauschen. Am zentrale Plaza Anibal Pinto liegt man im Palmenschatten, steht an für ein Eis, sitzt für ein Schwätzchen auf der Bank. Der Schuhputzer lächelt freundlich, lächelt dann schnell zum nächsten, ich trage Sandalen. Hier am Plaza steht - wie üblich - eine Kathedrale, deren Glockenturm - eher unüblich - als Büroturm ausgebaut wurde. Ob die darin untergebrachte Regionalverwaltung bei Geläut Zwangspausen einlegt war auf die schnelle nicht in Erfahrung zu bringen.
Zurück im Bus. Das gleiche Spiel wie morgens, aufladen nach Handzeichen, ausladen nach Absprache. Ich beschaue die vorbeirauschende Landschaft, versinke in Gedanken, unterhalte mich gebrochen mit meiner Sitznachbarnin. Gegen Ende wird der Bus leerer, die Gespräche leiser, die Musik lauter. Fahrer und Gehilfe summen anfangs leise mit, werden Lied für Lied mutiger bis sie irgendwann Text- und Melodiesicher jeden Refrain der Schlager mitsingen. Wieherndes Gelächter der beiden als ich mittendrin in ihren Singsang einstimme und - auf Deutsch zur spanischen Interpretation - schmettere: "völlig losgelöööst von der Eeeerde schwebt das Rauuuumschiff..."
Selbstverständlich macht das Raumschiff ein wenig später auch für mich einen extra Halt und ich darf an meiner Hosteltür aussteigen. Das "Terminal" wäre ja auch unzumutbare 138m entfernt gewesen.
Heinrich meint: "Elch sei Dank hab ich mein prächtig-mächtiges Geweih nicht durch die Bustür bekommen. So ist mir das Leid erspart geblieben und ich womöglich hätte ich nie diese Alpakafarm am Ortsrand entdeckt.... Eieiei, lauter wollig-wuschelige Alpakadamen! Da könnte Elch sich glatt verlieben und bleiben wollen... hoffentlich will Stefan nicht so bald weiter!!!"
Punkt #38 erreicht!
[05.12.2013 21:53:46 | Chile | Ein Kommentar]
Nach einer (zugeben ziemlich...) ausgedehnten Winterpause hab ich mich wieder auf das Rad geschwungen. Auf wunderschönen Straßen und Wegen von Bariloche, Argentinien, in Richtung Pucon, Chile. Das Rad holpert über Schotterpisten, steil steigt die Straße in Richtung Grenze an. Am einzigen Regentag erreiche ich kurz vor der Grenze de heißen Quellen "Epulafquen". Ein aufgegebenes Luxus Spa ersetzt das Zelt für die Nacht, stundenlang liege ich im heißen Pool vor der Tür und lasse mir den Regen auf das Gesicht prasseln. Flotte abfahrt auf Schotter in das chilenische Tiefland. Alle zwei, drei Kurven taucht der Vulkan Villarrica am Horizont auf, wird alle zwei, drei Kurven etwas größer. Meine Route führt mich direkt durch den gleichnamigen Nationalpark. Am Eingang schaut der Ranger skeptisch auf mein Fahrrad. Die Straße sei "muy difícil", sehr schwierig, für Fahrzeuge nicht und für Fahrräder kaum geeignet. Ich grinse, "es bueno" und die Reifen wühlen sich knirschend durch den dunklen Vulkansand. Steil und ausgewaschen windet sich die Strecke durch alte, naturbelassene Wälder weiter steil nach oben. Abfahrt am nächsten Tag, innerhalb der Nationalparkgrenzen eher trail Fahren statt geschmeidiges heruntergleiten. Erst ganz unten wartet eine feine Asphaltstraße die direkt nach Pucon führt. Gut zwanzigtausend Seelen wohnen hier, können von überall in der Stadt den beinahe perfekten Vulkankegel bestaunen. Und der ist nicht nur schön, der ist auch einfach zu besteigen und somit die touristische Top Attraktion. An Pucons Hauptstraße drängen sich Touranbieter an Touranbieter, buhlen um die Gunst der Kunden. Die Nationalparkverwaltung unterstützt das Geschäft gerne, Alleinbesteigungen sind theoretisch möglich, der Aufwand - verlangte Genehmigungen, Nachweise und Ausrüstung etc. - aber derart hoch dass es sich kaum lohnt.
Mit zwei bergerfahrenen Schweizern und einem Guide machen wir uns früh morgens dann auf den Weg. Deutlich schneller als die anderen Gruppen erreichen wir den Gipfel, haben ihn ganz für uns alleine. Aus dem Krater steigt beißender Dampf auf, es stinkt, kratzt im Hals. Aber die Aussicht ist wunderschön. Der Abstieg geht schnell, der Großteil findet rutschend auf dem Hintern statt, äußerst spaßig! Zurück am Hostel wird der "Gipfelsieg" mit dem ein oder anderen Bier begossen.
Sehr viel einsamer aber keinesfalls weniger schön geht es am Mirador (Aussichtspunkt) El Cañi zu. Steil und Anstrengend führt ein Pfad bis auf einen Felsen auf knapp 1600m. Wer die Mühen auf sich nimmt wird mit einer unglaublichen Aussicht auf drei wunderschöne Vulkane belohnt: Lanin, Villarica, Llaima. Ich bleibe über Nacht, herrlicher Sonnenuntergang, Sternenklare Nacht, perfekter Sonnenaufgang. Ein traumhaftes Plätzchen.
Mein Dank gilt Thomas_U der mich hierher geschickt hat!
Heinrich meint: "Na endlich geht's mal weiter. Stefan wurde ja schon langsam fett von all den Steaks, Schokolade und Rotwein in Bariloche. Warum er aber ausgerechnet an den heißen Thermen keinen Rotwein dabei hatte versteh ich ja aber mal gar nicht. Unprofessionell! Und das gejammere von wegen Schotter und steil und dergleichen, also wirklich! Jetzt hockt er schon wieder seit ein paar Tagen in irgendeinem Hostel herum und wartet auf das nächste Asado. Und das obwohl es hier nicht mal Elchdamen für mich gibt! Grrrrr."
Carretera Austral
[18.03.2013 20:33:34 | Chile | 4 Kommentare]
Carretera Austral. 1350km lang, über 20 Jahre Bauzeit, überwiegend Schotter. Ab 1976 unter Diktator Pinochet durch den Urwald Patagoniens getrieben, heute Traumstraße und Herausforderung für Enduro-, Jeep- und Radfahrer. Im Süden eigentlich Sackgasse, bietet sich dem leidenswilligen Radler ein Zugang über einen schmal Pfad, eine miserable Schotterpiste und zwei Bootspassagen. Sieben Stunden Schinderei für 22 Kilometer. Einige Liter Schweiß, billiger Preis für unglaubliche Landschaft.
Was folgt erklärt die Bezeichnungen Traumstraße und Herausforderung von selbst. Die Landschaft bergig und flach, schroff und sanft, eng und weit, unbebaut und – selten – bebaut, leider oft eingezäunt. Feucht und trocken, grün und gelb, bewachsen und versteinert, geducktes Gebüsch und hohe Bäume, weite Wiesen und dichter Regenwald. Eingezwängte Flüsse und breite Ströme, leises plätschern und tosende Fälle, blaugrüne Flüsse und klare Bäche, Tümpel und Seen. Vergletscherte Kuppen und steinerne Zinne, Hügel und Felsmassive, sacht ansteigend und senkrecht aufragend. Die Straße Kies und Schotter, Sand und Schlamm, Lehm und Erde, selten Asphalt und Beton, allzu oft alles zusammen. Kurvig und gerade, steil und flach, schräg und gerade, wellig und eben, auf und ab. Wolkig und strahlend blau, trocken und klatschnass, Sonnenbrand und aufgeweichte Hände, schwitzend heiß und zitternd kalt. Und mehr, viel mehr.
Nach 50, 60km immer mal wieder ein kleines Nest, gebaut im letzten Jahrhundert, strenges Schachbrettmuster, eine Handvoll „Tante Emma“ und Krämerläden, manchmal eine Bäckerei, ab und an gibt’s Brot nur auf Nachfrage in irgendeinem Privathaus. Nur ein Ort fällt aus dem Schachbrett, Caleta Tortel, ganz auf Holz gebaut, keine Straßen nur hölzerne Stege, die Häuser auf Pfählen, Schotterstraßenanschluss seit 2003. Seit dem explodiert der Tourismus, neue, sauber lackierte Stege entstehen, schnieke Holzpavillons säumen das Ufer, an einigen Ecken rotten noch die alten Wege vor sich hin, zerfallen die ursprünglichen Häuser, werden durch neue, „schönere“ ersetzt die sich besser als Unterkunft vermieten lassen. Noch findet sich ein Rest des alten Charmes doch die Schwelle zur schnell zu konsumierenden, leb- und charakterlosen Touristenfalle ist nur noch eine asphaltierte Straße entfernt.
Dann sind da die Menschen, die Bewohner dieser Gegend, freundlich, aufgeschlossen, interessiert. Nicht selten wird zum Foto gerufen, nach Kontaktdaten verlangt, eine Flasche Wasser oder ein Wurstbrot gereicht und der Kopf geschüttelt warum man sich das mit dem Fahrrad antut, wo der Weg mit dem Auto doch schon so beschwerlich ist. Mal winkt es hinter einer Windschutzscheibe, mal hupt ein LKW, mal grüßt ein Gaucho lässig vom Pferd herab.
Und dann sind da die anderen Menschen, die Reisenden in dieser Gegend. Die Motorradfahrer die mal als Individualist, mal als geführte Reisegruppe aber immer grüßend vorbei donnern, die großen Wohnmobile mit Kennzeichen aus aller Welt die zum kurzen schwatz anhalten, manchmal einen Kaffee anbieten, meistens winkend vorbei zuckeln, die Backpacker die auf den nächsten Bus, den nächsten freundlichen Autofahrer warten, manchmal mitten im nirgendwo die Straße entlang wandern weil die unfreundlichen Fahrer nicht anhalten und bei den freundlichen die Pickupladefläche schon mit eingestaubten und winkenden Gestalten übervoll besetzt ist.
Und dann sind da die radelnden Menschen in dieser Gegend. Vom wenige Wochen Kurzurlauber bis zum seit Jahren umherziehenden Nomaden, von Ultralight bis Schwerlaster, vom Alleinreisenden bis zur mehrköpfigen Familie - die kleinsten reisen bequem im Hänger, vom Individualradler bis zum Pauschalradler, vom Wildcamper bis zum Hosteriahopper, vom begnadeten Lowtech Improvisationstalent bis zum Hightech-Highend Fetischisten, vom „das ist meine erste Tour“ bis „jedes Jahr eine lange Tour, seit 40 Jahren“ Radler, vom Brot-von-morgens-bis-abends-esser bis zum Gourmetkoch mit 5(!) Töpfen, vom schneckenlangsamen Träumer bis ambitionierten Rekordjäger, von jungen wilden bis steinalten Greisen, vom „alles ist scheiße“ Jammernden bis zu jenem entspannten der sein kaputtes Fahrrad breit grinsend 80 lange Kilometer rückwärts geschoben hat erstreckt sich das regenbogenbreite Spektrum an radelnden Persönlichkeiten. Uns verbinden die Straße und das Rad, physisch wie psychisch. Ähnliche Erfahrungen, ähnliche Strecken, ähnliche Begegnungen, ähnliche Sorgen und Probleme, eine eigene kleine Gemeinschaft. Über jede einzelne Begegnung freut man sich, tauscht Informationen, erzählt den neusten Radlertratsch, bei einem kurzen Stopp am Straßenrand, bei ein paar Kilometern zusammen in die gleiche Richtung, abends auf den „einschlägigen“ Radler-Campingplätzen. Und an diesen Treffpunkten, da erzählen die unzähligen zerbrochenen Gepäckträger, zerschlissenen Reifen, gerissenen Felgen, geplatzten Schläuche und zerstörten Rahmen ihre ganz eigene, stumme Geschichte vom Radfahren auf einer der Traumstraßen dieser Welt, der Carretera Austral.
Heinrich meint: „wär ich nicht so gerne unterwegs, ich würde umgehend auswandern. Es hapert zwar noch an ein paar Stellen, beispielsweise ist der Elch an sich und Elchdamen im Besonderen deutlich unterrepräsentiert in dieser Gegend, auch bleib ich im dichten Urwald ständig mit meinen mächtigen Schaufeln irgendwo hängen und in einzelnen Gegenden gibt’s nur trocken Gras zu futtern, dafür ist das Klima umso Elchfreundlicher, die Rotweinversorgung durchgängig gesichert und in den Regenwäldern muss man aufpassen das man von dem ganzen leckeren Grünzeug nicht fett wird. Es gehört also dringend mal eine Elchkolonie gegründet!“
Fiesta Costumbrista
[07.03.2013 02:32:15 | Chile | Ein Kommentar]
Villa O’Higgins. 400 Seelen Nest am Sackgassenende der Ruta 7, der Carretera Austral. Noch tummelt sich nur eine kleine Handvoll Touristen auf der örtlichen Fiesta Costumbrista, dem Rodeo, dem Volksfest. Deutschen Volksfesten in ländlichen Gebieten durchaus nicht unähnlich: eine mittelmäßige Kapelle spielt, mittelmäßiger Kaffee, Kuchen, Bier und Snacks werden an mittelmäßigen Ständen zu unmäßigen Preisen verkauft, die Kinder springen in der Hüpfburg, den harten Alkohol gibt’s bei der Feuerwehr. Soweit so bieder, so langweilig, so gewohnt. Doch ums Eck braten am Spieß ganze Lämmer am offenen Feuer, donnern ab und an wildgewordene Pferden über den Platz, werfen Männer einen metallbeschlagenen Kuhfuß und wetten um Geld auf welcher Seite er liegen bleibt. Zu später Stunde auch mal um nicht ganz unerhebliche Summen.
Und dann sind da die jungen Wilden die sich mit den jungen, wilden Pferden messen auf der Suche nach Kick, Anerkennung und Applaus. Ungezähmte Pferden werden vor einer Tribüne an einen Pfahl gebunden und gesattelt, der junge Reiter steigt auf, hält seine Peitsche bereit. Ist das Seil gelöst wird auf das Pferd eingedroschen, mit aller Gewalt versucht das Tier den „Reiter“ ab zu schütteln, springt, bockt, hüpft, prescht unter den kritischen Augen der Besucher über den Rasen. Je wilder das Pferd, je spektakulärer der Ritt desto mehr Applaus, Ahhhs und Ohhhs von der Tribüne. Bis der Reiter abgeworfen oder nach 30 Sekunden eine Pfeife ertönt. Dann werden die meisten Pferde ruhig, sie kennen das Spiel bereits. Wer sitzen blieb kommt mit stolz geschwellter Brust zurück, andere humpeln beiseite, manch einer muss gestützt werden. Doch jeder grinst, für jeden gibt es Applaus und Anerkennung von den „alten“ Gauchos. Ist der Sieger ermittelt wird – so die Ankündigung – „der unbesiegbare“, „die Maschine“, „der alles abwerfende Hengst“ hervor geholt und angebunden. Selbstverständlich, auch der Sieger fällt lange bevor die erlösende 30-Sekunden Pfeife ertönt.
Nach der Siegerehrung Wechsel in die eigens errichtete Arena, Lasso werfen. Wieder eine Handvoll junger, wilder Pferde. Durch Schläge, Tritte und Schreie in Panik versetzt hetzten sie durch die Arena, die Männer schwingen, werfen die Seile. Liegt das Lasso um die Pferdebeine versucht der Werfer das Tier zu Fall zu bringen. Je spektakuläre – auch Saltos sind drin - desto besser, desto lauter der Applaus und die Rufe von der Tribüne.
Abends zum Tanz in die Gemeindehalle. Hier spielt sich ein sonderbares wenn auch praktisches Ritual ab. Die Band spielt ein Lied an und ein paar Takte lang bleibt die Tanzfläche leer. Komplett leer. Wie auf ein geheimes Zeichen springt dann Jung und Alt – zumindest die absolute Mehrheit - in die Mitte und tanzt als hätten sie nie aufgehört zu tanzen. Erklingt die letzte Note stürzt jeder –wirklich jeder – zurück zum Tisch, nimmt das unterbrochene Gespräch, das abgestellte Glas oder die abgelegte Zigarette wieder auf, spricht, trinkt und raucht als sei nichts gewesen. Bis nach einer angemessenen Pause die nächsten Takte des nächsten Liedes erklingen.
Heinrich meint: „mmhhhhpppffmhlpmürgelbrümpf“
(Zur Erklärung: als internationaler Verfechter der Elchrechte fühlte sich Heinrich durch den Umgang mit den Pferden natürlich auch persönlich angegriffen. Nach ersten erfolglosen Versuchen des Protests (Flyer verteilen – wurden zum anfeuern des Asados verwendet, Sitzblockade – man ging halt außen rum so groß ist er nun auch wieder nicht, Hungerstreik – schallendes Gelächter als Heinrich nach 10 Minuten zum Heu griff und Protestgesängen – die schwedische Sauflieder wurden mitgegrölt) entschied Heinrich das die Zeit des gewaltlosen Widerstandes vorbei und es Zeit für „ordentlichen“ zivilen Ungehorsam sei. Mit einer Kiste „Pisco“ (Destillat aus Traubenmost) bewaffnet zog er sich zum Molotow Cocktail bauen zurück und wurde einige Stunden später schwer betrunken, mit Brandflecken im Fell marodierend im Pferdestall von der Gendarmerie aufgegriffen. Die Anklage beinhaltete unter anderem Widerstand gegen die Staatsgewalt, Sachbeschädigung, Exhibitionismus, Trunkenheit, Landfriedensbruch, Beamtenbeileidung, versuchte Körperverletzung und einiges mehr. Nachdem er den Beamten die Ohren blutig gelabert hat, wurde er mir aber unter der Bedienung den Knebel „ein paar Tage“ drin zu lassen tags darauf außerhalb der Stadtgrenze übergeben.)
Am Rande: der Umgang mit den Tieren war für mein europäisch geprägtes Verständnis von Tierschutz und Tierhaltung größtenteils unverständlich, oft erschreckend. Dennoch möchte ich mir aufgrund fehlender Sprach- und Kulturkenntnisse und als eingeladener bzw. geduldeter Fremder nicht anmaßen darüber zu urteilen sondern nur zu beobachten. In ein paar wenigen Gesprächen äußerte ich vorsichtig meine Meinung und stieß nicht immer auf Verständnis. Einer der klügeren Gesprächspartner zog den Vergleich zur europäischen Massentierhaltung wo der Platz pro Tier mit wenigen Quadratmetern (mit Glück…) bemessen wird, wohingegen hier unten eher in Hektar gerechnet wird. Ganz Unrecht hat er nicht.
Eis und Granit
[27.02.2013 20:49:45 | Chile | 2 Kommentare]
Kracken, reißen, splittern, bersten. Alle paar Minuten donnert der Pulsschlag eines Lebewesens aus Eis durch die Luft. Perito Moreno sein Name, der wohl bekannteste Gletscher in einer an Gletschern sicherlich nicht armen Region. Touristisch bestens erschlossen lassen sich die gefrorenen Wassertürme von Booten und Stegen aus bestaunen. Jorge aus Kolumbien hat mich von El Calafate aus mitgenommen, hundert Kilometer hin, hundert zurück. Was auf dem Rad zwei, drei Tage bedeutet, erledigt sein Motorrad in zwei, drei Stunden. Speedthrill statt Windchill.
Tage später zwischen El Calafate und El Chalten. Sieben Radler haben sich abends an einem verlassenen Haus irgendwo an der Straße versammelt. Das „Pinke Haus“, ideales Refugio für müde Radler. Seit Ushuaia immer wieder davon gehört, gute Übernachtungsplätze sind rar in der Pampa. Tipps werden gerne geteilt, Radlerbuschfunk. Wir richten uns ein, schmeißen die Kocher an, tauschen Informationen und Geschichten. Bis dann um 9 abends die Polizei auftaucht und uns im Namen des Besitzers freundlich aber bestimmt des Hauses verweist. Da war der Buschfunk dann wohl doch zu laut.
Fitz Roy. Seit Tagen herrscht die Granitnadel über den Horizont, rückt näher, Tag für Tag. Bis man El Chalten erreicht, kleines Nest am Fuß des „Berg der Berge“. Hier tummeln sich die Trekking und Kletterfreaks aus aller Welt, gehen früh schlafen oder feiern bis tief in die Nacht. Das Abendprogramm bestimmt der Wetterbericht. Windverhältnisse, Sonnenscheinwahrscheinlichkeit, Wolkendecke – immer wieder kehrende Hauptthemen in den Gesprächen rund um Routen, Ausrüstung und überstandene Touren in der Vergangenheit. Weiter bei feinstem Wetter, grandioses Panorama abends vor der Stofftür. Gletschermilchsee von Bergen eingerahmt, wolkenfreier Himmel, Fitz Roy markant am Horizont. Stundenlang fesselt die Aussicht bis die Neumondschwarze Nacht ein traumhaftes Sternenmeer an den Himmel malt.
Heinrich meint: "schöööööön. Aber hier gibt es weder Elche noch Alpakas! Grrrr! Immerhin war abschnittsweise die Weinversorgung brauchbar und gut dass wir jetzt dann aus der Pampa raus sind. Den trockenen Grasfraß kann ja kein Elch futtern! (Dafür war das Blumenbeet am Eingang von El Chalten aber mal echt so richtig lecker!)"
Gletscherpuls:
(Danke @ FlyinHolgi für's editing)
Das südlichste Irgendwas
[14.01.2013 10:30:48 | Chile | 2 Kommentare]
Ein Segelboot schaukelt im Beagle Kanal. Die Crew international: Skipper Andunas, Lettland; Michelle, England; Danielle, USA; Sefik, Türkei; und ich, Deutschland. Ushuaia – Puerto Williams, von der südlichsten Stadt der Welt in den südlichsten Ort der Welt. Gut 2000 Chilenen trotzen Wind, Wetter und Abgeschiedenheit, leben vom Fischfang und ein paar Touristen die es hierher verschlägt. Hauptattraktion: der südlichste (was sonst?) Trek der Welt: „Circuito de los Dientes“. Abgeschieden, anstrengend, berüchtigt – wunderschön. Bevor es losgeht: Weihnachten. „Grande Mama“ – Chefin der Hosteria el Padrino lädt zum Fest in ihr trautes Heim. Weihnachtsbaum, Festtafel, Geschenke, Großmutter. Alles da. Sogar ein kleines Päckchen für jeden der anwesenden Reisenden. Das Menü: King Crab, Schaaf, Salat. Nachtisch: Schokokekse und Sushi (!).
In die Berge. Steiler Aufstieg durch feuchtschlammigen Wald. Oberhalb der Baumgrenze einen endlos langen, rutschigen, verschneiten Hang queren, hüfthohe Schneeverwehungen gratis. Abends stehen die Zelte am See, schneeweiß die Umgebung. Weitermachen? Zu leichtes –somit klatschnasses – Schuhwerk, keine Stöcke, zu viel Schnee. Zweifel. Einen Tag bleiben wir am See, erkunden den Weg bis zum nächsten Pass. Steiler Weg, grandiose Aussicht, tiefer Schnee. Rückzug an einem Fluss entlang, Gestrüpp und Matsch ersetzten Schnee und Geröll. Belebender Sprung in den Beagle Kanal, Füße hochlegen und ans weiterreisen denken. Doch das gestaltet sich etwas schwieriger. Die Fähre nach Punta Arenas mal ausgebucht, mal nur Luxusplätze frei, mal eine Woche später als angekündigt. Immerhin, im Flieger ein paar Tage später sind noch Plätze frei, auch das Rad kann mit. Gebucht.
Einmal im Monat fährt eine Fähre von Puerto Williams in das südlichste (jetzt aber wirklich!) Nest der Welt: Puerto Toro. Und weil mit der Fähre die kommunale Müllabfuhr gewährleistet wird ist die Fahrt kostenfrei. Auch für uns, die Touristen. 20, 30 Häuser, Polizeistation, Spielplatz, Sporthalle, Hafen, Kapelle, Plaza de Armas. Entspannte Öffnungszeiten im örtlichen Café: 12 bis 15 Uhr am letzten Samstag in Monat. Falls es nicht stürmt.
Vor dem Rückflug: Silvester. Wieder bei „Grande Mama“, wieder unglaublich lustig, herzlich, „echt“. Mitternacht: drei, vier rite Signalraketen schießen in den Himmel, Feuerwerksersatz. Ausklang in der Dorfdisko, halb (oder ganz?) Puerto Williams hüpft, zappelt, tanzt ins Neue Jahr.
Am Flugplatz angenehme Sicherheitskontrollen: keine. Kein ausziehen, kein betatschen, kein Röntgen, keine Nacktscanner, keine dicken Glasscheiben mit grimmigen Beamten, Ausweisscannern und Antiterrordatenbanken. Literflasche Wasser, Messer und Benzin im Handgepäck? Kein Problem. Tür zum Cockpit? Fehlanzeige. In der 20 sitzigen Twin Otter darf der Passagier den Piloten noch bei der Arbeit zu sehen. Oder rausgucken. Patagonien sehen und staunen. Von oben.
Heinrich meint: „Oh man, segeln ist ja schlimmer als Kopfsteinpflaster! Versaut nur das Fell! Immerhin gabs bei den ganzen Feiern genügen Vino, Cerveza und Terremoto. Und die Dorfdisko… genau das Richtige für einen Elch auf Abwegen. Warum Stefan und die anderen beim Wandern umgedreht sind, kann ich ja gar nicht verstehen. Schnee? Wo liegt das Problem?? Die haben wohl noch nie einen schwedischen Winter erlebt, Warmduscher! Protipp für reisende Elche: Beim Einsteigen in eine Twin Otter den Kopf querlegen. Hab mir tierisch mein prächtiges Geweih angeschlagen und das mit dem Schädel vom vorherigen Abend… Auuuuuh.“
Terremoto - Erdbeben
[11.01.2013 20:02:34 | Chile | Ein Kommentar]
„Terremoto“ – Erdbeben. Nein, nicht die Erde bebt, Deine Füße übernehmen das wenn Du zu viel davon getrunken hast. Terremoto ist quasi ein Chilenisches Nationalgetränk oder so ähnlich. Es zieht einem auf jeden Fall die Schuhe aus und ist mit Vorsicht zu genießen. In Bars bekommt man üblicherweise einen Liter serviert, wer dann noch nicht genug hat, bestellt einen „Replica“ – das Nachbeben. Gleiches Getränk, halber Liter. Zuhause wird das Erdbeben gerne in einer größeren Schüssel vorbereitet die es zu leeren gilt. Alles andere wäre ein Affront dem Gastgeber gegenüber.
Wer’s ausprobieren will:
Auf einen Liter Weißwein kommen ca. 150ml Fernet Branca, „mes y manos“ (mehr oder weniger)- je nach Geschmack, gut umrühren. Eine Kugel Eis in ein Glas, Schuss Grenadine drüber, mit dem Weißweinfernetgemisch das Glas auffüllen. Mit dem Strohhalm schaumig rühren, vorsichtig oral zuführen. Und dass mir hinterher keiner sagt, ich hätte Euch nicht gewarnt.
„Grande Mama“ (Hostelbesitzerin in Puerto Williams) hat das mal für uns vorbereitet:
Heinrich meint: „Bssschglllmürgebrümpf“ (lässt sich am ehesten mit „einajeehtnochh“ übersetzten)
Internes
[05.01.2013 20:14:56 | Chile | Keine Kommentare]
In den letzten Wochen war ich überwiegend mit herumreisen in öffentlichen Verkehrsmitteln und Spanischlernen beschäftigt, ganz untätig war ich aber nicht und so gibt es ein paar Änderungen auf der Webseite:
- der Zugriff ist nun komplett auf SSL Verschlüsselung umgestellt
- die Kartendarstellung wurde weiter optimiert, wird nun auch mit längeren Tracks schnell aufgebaut.
- Tracks auf der Karte werden nun farblich unterschiedlich dargestellt, blau für „mit dem Fahrrad“, orange wenn ich mit anderen Verkehrsmitteln unterwegs war.
- Die Ausrüstungsdatenbank ist jetzt endlich vollständig und auf aktuellem Stand
- Im Blog ist es nun einfacher und schneller möglich durch die Seiten zu blättern
- Damit ich mir den ein oder anderen Kaffee leisten kann wenn ich am Artikelschreiben, Videoschneiden oder Fotos sortieren bin, habe ich mich entschlossen einige Affiliatelinks auf der rechten Seite einzubinden. Wenn Ihr über die Links zu den Händlern geht und etwas kauft, bekomme ich ein paar Brotkrumen von Eurem Umsatz, Ihr könnt mich so ein bisschen unterstützen ohne dass Euch irgendein Nachteil entsteht. Danke dafür!
- Zu guter Letzt hat Heinrich die Spendenkonten von Paypal und Flattr geplündert und schickt mich damit in den Moose Valley Provincial Park damit er endlich mal wieder ein paar Elche sieht. Vielen Dank an alle die mich Unterstützen!
schwimmen im Beagle Kanal
[03.01.2013 18:16:53 | Chile | Keine Kommentare]
Schwimmen im Beagle Kanal bei Purto Williams.
In guter alter Tradition!
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