Lettland, Litauen: Riga bis Kaunas
Die Herbststimmung bleibt. Blätter bläst der Wind in diesen Tagen zu Boden, auch ganze Bäume fallen. Windrauschen wird von knatternden Motorsägen begleitet die sich durch umgefallenes Gehölz fressen. Ein Ort hatte zweieinhalbtage keinen Strom, kein Problem für den Mann mit dem ich spreche. Gasherd, Holzofen, Kerzen. Alles vorhanden. Baden geht er eh immer im Fluss nebenan, das hält gesund. Nur das Internet, das hat er vermisst. Er heißt Arunas, vielleicht Mitte Fünfzig, Mischung aus Künstler, Kunstmäzen, Kulturmanager. Er baut an einem Kulturzentrum auf seinem Grundstück, arbeitet mit Schülern und Studenten, produziert Musik. Auf der Suche nach einem geeigneten Zeltplatz bin ich über ihn gestolpert, er lädt mich in sein Haus ein. Abendessen, Frühstück und Äpfel aus eigenem Anbau inklusive.
Ein paar Tage zuvor investiere ich meine letzten lettischen Lats in einen regensicheren Unterstand. Draußen ziehen immer wieder heftige Schauer durch, drinnen ziehe ich trocken für zwei, drei Stunden durch ein barockes Schloss. Ein japanisches Reisegrüppchen und eine Schulklasse sind die einzigen anderen Besucher. Der französische Garten bleibt heute weitestgehend unbeachtet, Prunk und Protz gibt es auch drinnen genug.
Weniger Prunk und Protz dafür ein Haufen – um genau zu sein ein ganzer Hügel voll – Kreuze gibt es zwei Tage später zu bestaunen. Katholischer Wallfahrtsort, Symbol des litauischen Widerstands, durch Papstbesuch geadelt – Berg der Kreuze. Alte Mütterchen verkaufen kleine Kreuze auf dem Weg zum Hügel, für den Fall das man seines grad vergessen hat. Oder ein paar mehr benötigt als geplant. Am Souvenirstand gibt es Handtäschchen zu 10 Euro mit Kreuzmotiven fürs Seelenheil, „ich war da“ Pins zu einem Euro, Parken kostet auch. Alles fürs Jenseits.
Heinrich meint: „Geiles Schlösschen. Im Garten gab‘s sehr leckere und exotische Gaumenfreude an jeder Ecke, ein echtes Sterne Restaurant für Elche! Gut dass die Aufseher nicht so genau geschaut haben… Sonst klemmt es hier. Die ElcheInnen verstecken sich tief im Gebüsch, Stefan hat mir meine Rotweinvorräte weggesoffen und auf den ganzen Nebenstraßen werd ich ständig fast vom Rad geschüttelt. Außerdem fantasiert Stefan irgendwas von Südamerika. Ich hoffe das meint der nicht ernst. Da gibt’s doch keine Elche!“
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