Wrint Podcast 

[23.02.2015 21:05:51 | Deutschland | 2 Kommentare]

Unter dem Titel "Wrint - wer redet ist nicht Tot" veröffentlich Holger Klein haufenweise interessante Podcastst. Unterwegs höhre ich gerne und viele Podcasts, unter anderem die von Holger, und da ist es natürliche eine ganz besondere Ehre das Holger mich zum Interview gebeten hat. Anderhalb Stunden haben wir gequatscht, das Ergebnis gibt's unter dem Titel "WR399 Stefan Böhm zum Thema Radreisen".

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Rauschen in den Ohren - #22 Iguazu erreicht 

[30.01.2015 18:37:36 | Brasilien | Ein Kommentar]

Mit dem Nachtbus nach Iguazú. Aus der Eiswüste in den Dschungel; krasser Wechsel. Ein paar Tage Kaffee trinken, am Pool liegen, tropenfeuchte Luft atmen - akklimatisieren. Sprachgewirr im Dorf, Besucher aus der ganzen Welt. Jeder einzelne nur hier um ein bisschen Wasser beim runter fallen zuzuschauen; zugegeben, das tut es äußerst spektakulär. Jahrtausende lang hat sich der Fluss einen Canyon in das Gestein gefräst, stürzt auf 2,7km länge bis zu 82m in die Tiefe. Vom Parkeingang rumpelt eine kleine Eisenbahn durch den Dschungel, bringt die Touristenmassen zum Teufelsschlund. Der Name kommt nicht von ungefähr. Stege führen zu einer Plattform, gebaut direkt an der ersten Abbruchkante. Wassermassen stürzen ins Bodenlose, zerstäuben, bilden ein undurchsichtiges Tropfenmeer. Böen blasen immer wieder einen Schwall Gischt gegen die Plattform. Der Sprühregen hüllt alles und jeden in eine dichte, feuchte Wolke, Hauch eines kalten, nassen Teufels. Weiter auf Stegen und Wegen durch den Dschungel, vorbei an kleinen und großen Wasserfällen, mal weite Aussicht von oben, mal unten ganz nah dran, mal beinahe drunter. Dumpfes rauschen begleitet den ganzen Tag.
Zwischen abstürzendem Wasser bunte Pflanzen- und Tierwelt. Grün in allen Schattierungen ist die herrschende Farbe, verdeckt meistens sogar die braunen Töne im Unterholz. Unzählige Blattformen ranken von links, rechts, oft auch von oben auf die Wege. Lautstark machen sich die Vögel bemerkbar, sitzen mosernd in den Bäumen oder donnern schnatternd im Tiefflug vorbei. Allerlei Kleingetier zeigt sich jedem der danach Ausschau hält. Stehen bleiben, still halten, runter gucken, schon sieht man absonderliche Gestalten herumkrabbeln. In Anzahl und Variationen aber ungeschlagen: Schmetterlinge. Rund 250 unterschiedliche Arten tummeln sich in dem Nationalpark, viele flattern direkt neben und auf den Wegen, untersuchen interessiert die Touristen, saugen gierig deren salzigen Schweiß. Nicht ganz so friedlich: Nasenbären. Die haben zwei Hobbys: Mülleimer plündern und Touristen beißen. Wer ihnen zu nah kommt (oder das erschnupperte Sandwich nicht schnell genug rausrückt), nach dem wird geschnappt. Und das endet durchaus auch mal im Krankenhaus wie die überall aufgestellten, mit blutigen Großaufnahmen von böse zugerichteten Touristenextremitäten bebilderten Warnschilder in aller Deutlichkeit vermitteln. Da bleibt man dann doch lieber ein paar Schritte weiter weg…
Auf der anderen, der brasilianischen Seite der Fälle geht es noch ein bisschen touristischer zu. Nur ein einziger Weg führt eine kurze Strecke an der Schlucht entlang, große Shuttlebusse karren die Besucher heran und sammeln sie an einem der vielen Restaurants, Imbissbuden oder Souveniershops wieder ein. Dafür ist die Aussicht äußerst spektakulärer. Am kurzen Weg finden sich einige Aussichtspunkte die den Blick über die gesamte Schlucht ermöglichen, am Ende steht ein Tower und die größte Besucherplattform mitten zwischen den größten und höchsten Fällen. Für zwei, drei Stunden bleibe ich, schaue dem Abstürzenden Wasser hinterher, entdecke immer wieder neue Perspektiven, genieße das Schauspiel. Noch tagelang bleibt das gewaltige Rauschen in den Ohren.

 

Heinrich meint: "alter Schwede, meine Heimat ist zwar auch bekannt für viel Wasser, aber hier rauscht es schon gewaltig!! Deutlich zu warm für einen wie mich (daher vermutlich auch der eklatante Mangel an Elchdamen), dafür gibt’s aber reichlich leckeres Grünzeug an jeder Ecke zu futtern. Unerklährlich allerdings warum die Dame vom Hostel so komisch reagierte als ich im Hostelgarten ein kleine Verköstigung der hiesigen Spezialitäten durchgeführt habe. Warum sonst sollte sie all die Köstlichkeiten so liebevoll angerichtet haben?!?"

 

Teufelsschlund Alles verschwindet... Anscheinend Schlangen Bisher das einzigste Absturz Noch mehr eher klein oder groß oder auch in Horden zudem sind Schmetterlinge Achja, da rauscht ja was. Mit Regenbogen oder auch eher versteckt Auch Spinnenweben Die Produzenten der Netzte die Libellen Palmen Das könnte... Ziemlich diesig Es kreucht und fleucht Schöne Gräser Schöne Gräser Wer die Boote findet Wasser erliegt Das hinten links die Aussichtsplattform und die Aussicht Ein wenig näher Menschen Neben dem Weg Und selbst die Federn... Sieht lustig aus Frisst den Müll Das sieht doch wieder aus... Korrekt, die Gischtwolke

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900 Tage 

[01.10.2014 22:00:21 | Bolivien | 3 Kommentare]

Der Kopf voller Ideen, die Platte voller Fotos, die Reisekasse leer. Zeit ein Winterlager auf zu suchen, Ideen und Bilder sortieren, die Kasse auffüllen. Nach zwei Jahren Südamerika auch Zeit Familie und Freunde zu wieder zu sehen, den Neffen Flausen in den Kopf zu setzen und das Papier einfach mal wieder fallen zu lassen - Südamerikareisende wissen genau was gemeint ist.
900 Tage hab ich aus meinen Packtaschen gelebt, bin geblieben wo ich wollte, wie lang ich wollte, mit wem ich wollte. Bin mit offenem Mund staunend unter dem unglaublichen Sternenhimmel der Atacamawüste gesessen, hab in 5000m Höhe auf dem Rad mit Sand, Steigungen und Sauerstoffmangel gekämpft, bei eisigem Bergwasser, frischen Fruchtsäften oder feinstem Rotwein mit Menschen aus der ganzen Welt über das Leben, das Universum und den ganzen Rest philosophiert und hunderttausend Dinge mehr getan, gesehen, gehört, gefühlt. Diese Freiheit, diese Unabhängigkeit, diese nur von der eigenen Neugierde getrieben sein, das möchte ich nicht mehr missen.
Wie es weiter geht? Für ein paar Monate werden die Packtaschen in Deutschland stehen. Doch dann soll es auf jeden Fall wieder auf Achse gehen. Bis dahin wird neben der Reisekasse auch das Blog hier gefüllt, ergänzt und überarbeitet. 400GB an Rohdaten allein von diesem Jahr warten auf’s sichten, sortieren, bearbeiten und veröffentlichen, dazu noch eine lange Liste an anderen Ideen die ausgebrütet, bequatscht und (vermutlich) verworfen werden müssen… Genug zu tun.

 

Jetzt muss ich erst mal packen, morgen geht der Flieger.

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Ganz weit im Süden - #222 Antarctica erreicht 

[01.09.2014 21:50:36 | Antarktis | 3 Kommentare]

Antarktis. Kalt, abweisend, lebensfeindlich. Traumziel für einen der als Kind „Entdecker“ werden wollte. Die Helden der Kindheit: Amundsen, Scott, Shackleton. Logbücher und Expeditionsberichte statt Comics. Ich stehe mit einer abenteuerlustigen Reisefrau im Hafen von Ushuaia. Kein klappriges Segelschiff wartet auf uns, ein ausgewachsenes Kreuzfahrtschiff liegt am Kai. Begrüßung an der Gangway: „Ihr müsst die zwei Deutschen sein!“ - „ähm, ja warum?“. Breites Grinsen; „Wir haben 166 Chinesen und euch zwei an Bord“. Kulturabenteuer zum Antarktisabenteuer.
Vorweg: moderne Antarktis „Expeditionen“ Kreuzfahrten haben mit den alten Expeditionen so viel gemein wie ein Eselkarren mit dem neusten Modell  von $DeutscherPremiumAutoHersteller. Die größte Herausforderung besteht darin das all abendliche 3 Gänge Menü (Shrimp Cocktail statt Skorbut!) dort zu behalten wo es hingehört. Was nicht immer gelingt.
Statt Monate – oder gar Jahre – auf See, verbringen wir nur 15 Tage (All inklusive und stets umsorgt) an Board, 7 Landgänge werden es am Ende sein. Damit unterwegs keine Langeweile aufkommt: Programm. Erfreulicherweise hat man auf Bespaßungsprofis verzichtet und stattdessen ein paar richtige Profis an Bord geholt. Geologe, Fotograf, Historiker, Ornithologe, Biologe – es gibt Vorträge. Klar ein bisschen traditionelles gibt’s auch. Captains Dinner, BBQ an Deck, Livemusikabend, Kostümparty und original – aber ja doch! – chinesisches Karaoke. Dazu Pflichtprogramm:  Notfallübung, Sicherheitsbriefing, Umweltschutz inkl. Kleidung / Ausrüstung absaugen und Schuhe desinfizieren.
Auf Schlauchbooten an Land. Hunderte Pinguine, wildes Getümmel am Strand, dichte Grüppchen, ständig watscheln einzelne dazwischen hin und her, lautes kreischen der jungen nach Futter, lautes kreischen der alten gegen Konkurrenten, fleißiges Nest bauen, apathisches Brüten, müdes Strecken, heftiges streiten, zärtliches Begrüßen, knarzendes Funkgerät, rauschender Außenborder. Zu schnell zurück.
Anderer Strand, andere Kolonie, die Kamera steht klickend auf dem Stativ. Ein paar Meter weiter inspizieren Pinguine meinen Packsack. Langsam bewege ich mich näher. Irgendwann entdecken sie mich, halten mich für interessanter, bewegen sich auf mich zu. Einer pickt an meiner Jacke herum, dann am Handrücken, schließlich an den Fingern. In der Antarktis attackiert von wilden Pinguinen. Ich kann nicht aufhören zu grinsen.
Routinierter Vladimir am Außenborder. Er findet zuverlässig die interessanten Stellen. Keine 10 Meter vor dem Schlauchboot schwimmt ein Seeleopard. Im Maul ein Pinguin, den Kopf wirft er hin und her, zieht so dem Pinguin die Federn über den Kopf - wörtlich. 5 Minuten später umkreisen wir eine Eisscholle, darauf ein Seeleopard, schlafend. Ganz nah kommen wir heran. Müde hebt das Tier den Kopf, begutachtet halbschlafend die klackende Kamerameute, gähnt fotogen, lässt sich nicht weiter stören, schläft weiter. Die nächste Eisscholle, der nächste Seeleopard. Wieder kommen wir ganz nah heran ohne dass das Tier einen irgendwie bedrängten Eindruck macht. „Buckelwal“ knarzt das Funkgerät, Vladimir wendet das Schlauchboot, gibt Gas. Zwei weitere Schlauchboote markieren unser Ziel. Vor ihnen dümpelt im Wasser ein riesiger dunkler Fleck. Ab und an zischt eine Fontaine hoch. Wir warten auf was jeder hier wartet: das majestätische Abtauchen, gekrönt durch die aus dem Wasser ragende Fluke. Der Moment kommt, ist viel zu schnell vorbei, brennt sich tief ins Hirn. Die glänzende glatte schwarze Oberfläche der Fluke, Wasser das davon abperlt, der sanfte Bogen in dem sie sich aus dem Wasser hebt, der Moment in dem die gemusterte Unterseite erscheint, die viertel Sekunde in der sie scheinbar schwerelos senkrecht gen Himmel ragt, die vollendete Eleganz mit der die Fluke schließlich ins Wasser schneidet, das leichte kräuseln das an der Wasseroberfläche zurückbleibt. Vladimirs Funkgerät knarzt, wir müssen zum Schiff zurück. Alles betteln und plagen hilft nicht, der Kapitän hat gerufen.
Abends an der Bar. Aus der Paradise Bay hab ich ein Stück herumtreibendes Eis gefischt. Vom Gletscher abgebrochen, dunkel, klar, alt. Ein Whiskey mit Antarktiseis, das muss schon sein. Genuss auf eigene Gefahr, der Barkeeper übernimmt keine Verantwortung für die Eisqualität. Klar. Auf eigene Gefahr auch der längere Aufenthalt in der Bar. Das original chinesische Karaoke System läuft, der Sänger – bleiben wir höflich – hat sich im Rahmen seiner Möglichkeiten bemüht. Gut das es nur chinesische Songs gibt, sonst käme womöglich heraus dass ich da kein Stück besser abschneiden würde.
Südgeorgien. Die letzte Station der Reise. Hier – genauer in Grytviken - endete Shackletons heroische Rettungsfahrt, hier endete sein Leben, hier fand er seine letzte Ruhe. Natürlich steht ein Besuch am Grab an, natürlich posiere ich für ein Foto. 1904 gegründet und 1966 mehr oder weniger aufgeben erzählt Grytviken rostig die hiesige Walfanggeschichte. Tausende Wale wurden vor der Küste gejagt und hier zerlegt, verarbeitet, verschifft. Heute fängt man nur noch Touristen. Museum, Postamt, Souvenirshop. Den Hauptumsatz scheint man mit Royal Family Devotionalien zu machen, man ist schließlich britisch. Vielleicht brauchen aber auch die Handvoll britischer Offiziere beständigen Nachschub an „Royal Baby – collectors edition“ Tassen um den Anspruch des Empires auf dieses Fleckchen Erde ordnungsgemäß aufrechterhalten zu können. Viel faszinierender ist sowieso was in den anderen Buchten der Insel passiert. Hier nämlich, hier herrscht eine wahrlich königliche Familie, die der Königspinguine. Zehn-, nein hundert tausende Punkte säumen das Ufer. Wir landen an und stehen inmitten einer riesigen Kolonie Königspinguine. Wieder wildes Getümmel, lautes Gekreische, kleine braune Küken buhlen um Aufmerksamkeit der knapp ein Meter großen Alten, Raubmöwen im Tiefflug auf der Suche nach einfachen Opfern, Seehunde schlafend am Rand, riesige Seeelefanten streitend daneben, ein gigantisches Meer an schwarz-gelben Köpfen… Jede Sekunde, jede Richtung verdient Aufmerksamkeit, überall faszinierendes, ständig. Zwischendurch verlieren sich meine Augen für ein paar Sekunden am Horizont, das Kreischen klingt dumpf entfernt, mein Kopf kann nicht glauben wo ich bin, was ich sehe, was ich erlebe. Immer wieder.

 

Heinrich meint: "Der Temperaturbereich ist äußerst angenehm und endlich mal wieder vernünftig Schnee unter den Hufen! Auch am Salatbüffet hab ich mich ganz wohl gefühlt, leider war die Whiskeyauswahl in der Bar unter ferner liefen! Nicht Eineinziger Singlemalt auf der Karte! Hallo?!?! Und mal im Ernst. Hunderte Kilometer auf einem schaukelnden Schiff ohne Elchdamen (na gut, es war ein schnuckeliger Käfer mit an Bord) um dann für ein paar Minuten flugunfähige Vögel dabei zu beobachten wie sie zu doof dazu sind stehend aus dem Wasser zu kommen. Ich weiss nicht. Dazu überhaupt kein Grün. Selbst das Zeug was auf Südgeorgien wächst schmeckt nur den paar einfältigen Rentieren die man dort ausgesetzt hat. Nett, aber auf Dauer nix für einen ordentlichen Elch."

 

 

skeptischer Königspinguin stürmischer start erster Landgang ist aber auch ein Deutliche Meinungsäußerung genug gequengelt Ein Eisberg? Augen zu und durch. schwere Attacke Die Chefcrew der wichtigste Hebel Leistungsschau Vladimir. Buckelwale Licht und Eis Zusammen verstecken Spielen wachsam Eisig Was ist das? BBQ Paradies Bucht Raubmöve im Anflug Tiefflug kleiner Punk. warm eingepackt Polar Plunge Beim Entspannen Beim Zahnarzt Bei der Arbeit Buckelwal Wenn man mir jetzt noch erklärt Reichhaltig gestopft Toll ein Glas mit gelber Flüssigkeit! and the winner is... goldener Pinguin Man kann Namensschilder zwischendrin Grytviken Die Expeditionscrew Grytviken Geht noch ein paar Jährchen am Grab von Ernest - Henry Shackleton Sonnenaufgang auf Südgeorgien klassischer Vertreter Seehunde nein, kein Bierbauch! ein Meer Ich versuche verzweifelt die Jungen in die Mitte vor tieffliegenden Seeelefanten sehen irgendwie können sich aber auch schlechtes Wetter Ein dickes DANKE Gute

 

Aus Gründen™ gibt es ein längeres Video zum Antarktistrip erst später. Danke für's Verständnis.

 

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Platz #4 Osterinsel erreicht 

[14.04.2014 19:10:15 | Chile | Ein Kommentar]

Vorbemerkung: in einigen Programmiersprachen markiert ein $ am Anfang eines Wortes eine sogenannte Variable. Zur besseren Lesbarkeit werden als Variablenname gerne Begriffe verwendet die Rückschlüsse auf ihren Inhalt zulassen. $Vorname steht also sehr wahrscheinlich für einen beliebigen Vornamen, z.B. Stefan oder Heinrich.

 

Auf der Liste der durchgeknallten Dinge die der Mensch in seiner – an durchgeknallten Dingen äußerst reichen – Geschichte erschaffen hat, dürfte „Moai“ recht weit oben stehen. Fast 900 dieser steinernen Statuen stehen und liegen auf Rapa Nui herum. Größe: kolossal, Zweck: unbekannt. Dazu eine bis heute nicht entschlüsselte Schrift, eine Ladung ominöser Kunst- und Kultgegenstände, ein paar schwammig überliefert Riten, fertig ist die mystische Hochkultur. Dass die dann auch noch ziemlich plötzlich vom Erdboden verschwunden ist passt da bestens ins Bild.


Ein paar Fakten: Rapa Nui – bekannter vielleicht als Osterinsel –mit 160km² so groß wie Liechtenstein oder Disney World, Florida, ca. 24 km lang und 13km breit und liegt mitten im Pazifik. 3500km bis zum chilenischen Festland, die nächsten bewohnte Insel gut 2000km entfernt, 5800 Einwohner, subtropisches Klima, karge Landschaft. Soweit so unspektakulär. Wären da nicht eben jene Moai. Der „Max Mustermoai“ ist im Schnitt 4m groß und 12 tonnen schwer, der höchste je aufgestellte misst knapp 10m, ein unfertig liegen gebliebener gar stolze 21m. Ohne Metallwerkzeug aus massivem Fels gemeißelt, oft kilometerweit über die Insel geschafft und aufgerichtet, einigen wurde auch noch ein tonnenschwerer, roter „Hut“ aufgesetzt.


Über das Wer und Warum lässt sich fast nur spekulieren. Einschlägige Experten vertreten unterschiedliche Meinungen, Einheimische erzählen wunderliche Legenden und beim Sonnenuntergang im Schatten eines Moai lässt sich trefflich eine eigene Geschichte zusammenphantasieren. Die (derzeit) bevorzugte Meinung ist eine Besiedlung irgendwann im 5. Jahrhundert von Westen her. Ob das durch eine Gruppe heroischer Entdecker, visionärer Künstler, unnützer Telefondesinfizierer, fieser Raubkopierer oder / oder religiöser Fanatiker geschah, vermag keiner mehr mit Sicherheit zu sagen. Wahrscheinlich haben die fiesen Raubkopierer kleine Steinstatuen nachgemacht oder verfälscht, oder nachgemachte oder verfälschte Steinstatuen sich verschafft und in Verkehr gebracht und wurden daher mit Exil nicht unter Lebenslang bestraft. Also setzt man die Schuldigen kurzerhand in ein paar Doppelrumpfkanus mit Kurs gen Westen und packt, weil es sich gerade anbietet, noch die faulen Telefondesinfizierer und die religiösen Fanatiker dazu. Man will endlich seine Ruhe haben. Entgegen jeglicher statistischer Wahrscheinlichkeit landet der bunte Haufen nach ein paar tausend Kilometern lebend auf einem einsamen Eiland und nennt es Osterinsel Rapa Nui. Die Raubkopierer können hier endlich nach Herzenslust und abmahnungsfrei Steinfiguren klopfen, die Fanatiker ungestört herumfantasieren und hasspredigen und die Telefondesinfizierer - mangels Telefonen - den ganzen Tag faul am Strand herum liegen. Irgendwann kommt dann der Hunger aber keiner ist da der sich ums Essen kümmert. Als Standesgemäßer Fanatiker ist man ja tendenziell eher faul aber phantasievoll, also erklären die Fanatiker den Telefondesinfizierern dass die Raubkopierer die Steinstatuen wegen $wichtigerGrund aus dem Fels klopfen, $großesUnglück droht wenn die Statuen nicht $wichtigeEigenschaft sind und wer sich brav zu Tode schuftet, auf den wartet im Jenseits zusätzlich $unglaublicheBelohnung, für alle anderen gibt’s $unendlicheStrafe. Wer nicht helfen will wird kurzerhand für ein aktuelles $Unglück verantwortlich gemacht (nur logisch, er hat ja $Gott erzürnt) und wird zur Motivation aller anderen öffentlich $schwereStrafe. Die Telefondesinfizierer kümmern sich also ab sofort hoch motiviert um die logistische Unterstützung der Steineklopfer und Fanatiker. Für die nächsten paar hundert Jahre funktioniert das ganz hervorragend, die Statuen werden größer, mächtiger und schöner, die Fanatiker tragen tolle Hüte, erfinden lustige Tänze und schnitzen kunstvolle Kultgegenstände, aus den Telefondesinfizierern werden langsam aber sicher professionelle Agrarökonomen und sogar das karge Landesinneren wird besiedeln. Zwischendurch kloppt man sich ein bisschen wer die schönste / tollste / größte Steinfigur hat, spaltet sich in ein paar Sippen auf, schließt Allianzen, bricht sie, klaut den anderen Kultgegenstände / Essen / Frauen, benimmt sich also weitestgehend so wie man es von einer anständigen Hochkultur jener Zeit erwarten kann. Und wie das Hochkulturen so an sich haben, strebt man weiter höher und höher; klar, die neuen Steinfiguren dürfen keinesfalls weniger $wichtigeEigenschaft  als die der Vorgänger sein. Die kleine Insel bietet nur äußerst übersichtliche Ressourcen und so verwundert es kaum, dass man sich irgendwann um die Sicherung der Handelswege und Steinquellen kümmert.  Ab ca. 1500 entwickelt die lokale Rüstungsindustrie HighTech Speere mit scharfen Obsidianklingen, Überfälle und Kriege nehmen zu, die Fanatiker wiegeln immer weiter auf. Nicht aus zudenken wenn heraus käme das der ganze quatsch mit den Steinfiguren klopfen wegen $wichtigerGrund überhaupt nichts mit $großesUnglück zu tun hat, die Sache mit $unglaublicheBelohnung nach dem Tod auch auf äußerst wackeligen Beinen steht und das ganze womöglich nur dazu dient den Fanatikern ein schwer gemütliches und lustiges Leben zu ermöglichen. Und sowieso, eigentlich würden die meisten am liebsten wieder Telefone desinfizieren und den ganzen Tag (das Telefon wurde ja noch nicht erfunden) am Strand herum lungern statt für irgendwelche schwammigen Versprechungen zu schuften. Irgendwann ab Mitte des 17. Jahrhunderts ist es dann soweit: Die Gewerkschaft der Steineklopfer ruft zum Generalstreik, es werden keine weiteren Statuen mehr produziert, die Agrarökonomen sind eh schon viel zu lange ausgebeutet worden und warten nur so auf einen Anlass zur Revolution und die Fanatiker verlieren den größten Teil ihrer Glaubwürdigkeit als $großesUnglück trotz eingestellter Statuenproduktion überraschenderweise ausbleibt. Als dann auch noch die ersten Europäischen Touristen vorbeischauen zerbröselt das eh schon angeschlagene Weltbild weiter. 1722 wird von noch intakten Anlagen berichtet, bereits 50 Jahre später sind die Zeremonienanlagen aufgegeben, die Moai umgeworfen, das Weltbild der Fanatiker endgültig zerplatzt. Was danach folgt ist die einigermaßen gut dokumentierte (und üblicherweise schlecht aufgearbeitete) klassische Vergewaltigung eines indigenen Volkes durch europäische „Entdecker“ mit all ihren grausamen Ekelhaftigkeiten und ekelhaften Grausamkeiten.

 

Februar 2014. In den ersten zwei Wochen des Monats findet mit dem Tapati Festival das wichtigste und größte Fest auf Rapa Nui statt. Eine wilde Melange aus sportlichen Wettkämpfen und moderner Unterhaltung, aus historischem konservieren und touristischer Attraktion, überlieferten Riten und aufgesetztem Brauchtum. Mittags werden die Götter mit einem archaischen Ritual inklusive Hühnchen (klar, was sonst?) gnädig gestimmt, um anschließend auf zusammengebundenen Bananenstauenden einen ziemlich steilen Hang herunter zu schießen, abends spielen Herren mit Hemd und Federschmuck Akkordeon. Man misst sich im Speerwerfen, Paddeln und Schwimmen, im Schminken und Schmücken, im Tanzen und Turnen. Ab und an grenzwertig gezwungen oft aber wunderbar ehrlich und manchmal mit angenehm wenig Rücksicht auf die anwesenden Touristen, mich eingeschlossen. Dazu die beeindruckenden Zeremonienanlagen, die vielen kleinen und großen kultischen Stätten, dieses äußerst kleine Eiland mit dieser äußerst großen Kultur. Während der ganzen Zeit auf der Insel fühle ich mich wie ein Kind, entdecke ständig neues, verstehe alles und begreife nichts.

 

Heinricht meint: "Na also die Insel ist ja schon schwer beeindruckend. So Steintypen haben wir in Schweden nicht. Es hat zwar an Elchdamen gemangelt, andererseits hab ich einen ganz süßen und aufgeschlossenen Käfer kennengelernt. Mit dem hab ich dann die Insel unsicher gemacht. Stefan war eh die ganze Zeit nur am Filmen und knipsen, Sonnenaufgang hier, Untergang da, Vollmond dort. Manmanman, war der unentspannt!"

 

eher übersichtlich nicht viel zu sehen die klassische Osterinsel Ein Wheinachtsbaum Speerwerfen Schilfboardpaddeln Rennstrecke die gesamte Insel Hühnchen Opfern selbstgebaut einer der Rennfahrer alle helfen mit bis zu 80km/h stolz präsentiert Abends wird getanzt und musiziert breit gegrinst die Hüften geschwungen und alte Rituale nachgespielt herrliche Bunte schlechtes Wetter zwischendurch dafür haben Blumen Ausflug unter Wasser der alte Mann große Parade mit Kind und Kegel ob ganz jung oder schon etwas älter schwer engagiert oder eher gechillt einheimisch oder Tourist mit den Kumpels oder allein hoch oben auf dem Wagen... Erkundung auf dem Rad Nachts am Friedhof Abends am Strand Nachts am Strand Apropos Palmen Freut den Esotheriker Bilder im Fels Bilder auf Fels Bilder im Fels Höhlenforschen manchmal steht manchmal wächst die berühmten Steinfiguren diese Moai An der Produktionsstätte Abtransport der größte Moai fast wie Gartenzwerge seltenes Exemplar Mit Vollmondpircing, 6 Moais Hutmacherei Tongariki beeindruckend groß ganz besonderer Moment oder dahinter und langsam die Sterne

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Platz #111 Aconcagua erreicht! 

[26.01.2014 19:25:16 | Argentinien | 3 Kommentare]

Aconcagua. 6962 Meter hohes Bürokratiemonster. Der Besuch erfordert ein Permit, ausschließlich in Mendoza zu erwerben. Tatort Av. San Martin Nr. 1182, 2. Stock, Aconcagua Nationalpark Verwaltung. Zuerst ein Onlineformular ausfüllen. Name, Geburtsdatum, vollständige Adresse, Mobil- und Telefonnummer, Passnummer, E-Mailadresse, Geschlecht, Blutgruppe. Dann gewünschte Tour bzw. "Tarif" auswählen (Telekom und Deutsche Bahn waren wohl beratend tätig): Aufstieg Route A oder B, 1, 3 oder 7 Tage Trekking, Halbtagesausflug, mit Agentur (nur Lizensierte! List beachten!) oder ohne, Argentinier, Lateinamerikaner oder sonstiger Ausländer, ggf. geplante Aufstiegsroute (sehr schön als "upgrade path" bezeichnet!), Anzahl der Expeditionsmitglieder, Guide (aus Liste auswählen, nur Lizensiert!), Name des Expeditionsleiters, ggf. andere Tour Anbieter, Notfallkontakt, Versicherung inkl. Details, medizinische Daten (lange Liste), ggf. GPS Trackingsystem inkl. Zugangsdaten. Für mich 3 Tage Trekking, Hochsaison, sonstiger Ausländer, kein Tour Anbieter, keine Guide, allein, im Notfall Mama anrufen, gesund - bis auf Brille (ja, muss man angeben). Vom Computer zum Menschen wechseln. Mensch eins scheitert an meinem Namen, findet meinen Antrag nicht - Sonderzeichen sind etwas Hässliches. Schließlich wird der Antrag gefunden, Angaben mit Pass abgeglichen, ausgedruckt. Unter kontrollierenden Blicken darf ich die drei Seiten aufmerksam lesen (formuliert wie eine Lizenzvereinbarung - unverständlich) und unterschreiben. Nach Anweisung des Herrn das Gebäude verlassen, einen halben Block weiter in einem schmuddeligen Kiosk den Antrag plus ein Bündel Scheine an Mensch zwei reichen. Der Scannt einen Barcode, vergleicht Ausdruck und Bildschirm, zählt das Bündel (dreimal), prüft zwei Scheine genauer, druckt eine Quittung, tackert die an den Antrag, Stempelt beides, unterschreibt irgendwas und entlässt mich. Zurück zum Büro. Den nun bestempelten Antrag und den Reisepass an Mensch drei übergeben, nicht bevor Mensch eins freundlich weiterverwiesen hat. Angaben auf Pass und Antrag werden geprüft, Übereinstimmungen mit gelbem Signalmarker angestrichen und mit Häkchen versehen. Ist der Antrag gelb genug folgen drei Unterschriften und die Blätter werden ohne Umweg direkt [sic!] an Mensch vier geleitet. Barcodescanner piepsen, vergleichende Blicke zwischen Papier und Bildschirm, ein bisschen Tastaturklappern, ein wenig Mausklicken, anerkennendes Nicken, die drei Seiten Antrag verschwinden in drei unterschiedlichen Schubladen. Ein Drucker rattert. Das Druckergebnis - das Permit - geht an Mensch fünf. Ausweis und Permit nochmal überprüfen, Passnummer und Name gelb markieren, das neue Dokument dreimal unterschreiben, dreimal stempeln. Am Parkeingang (ich greife vor) werden Ticket und Pass von Mensch sechs verglichen, einige Angaben in ein Buch übertragen, eine Nummer drei mal auf dem Ticket, in einem Buch und auf einer Plastiktüte vermerkt, drei mal knallt ein Stempel, dreimal folgt eine Unterschrift, das obere Ticketdrittel in einer Schublade verstaut. Die übliche Belehrung (Wege nicht verlassen! kein Feuer! kein wildes Campen! nicht in die Bäche kacken! Strafandrohung!) und einige weitere eindringliche Hinweise folgen. Der benummerte Plastikbeutel ist der persönlich zugewiesene Müllbeutel der unbedingt (Strafandrohung!) und keinesfalls leer (Strafandrohung!) beim verlassen des Parks abzugeben sei, der Besuch bei den Lagerärzten zwingend erforderlich (Strafandrohung!) und auf den Tickets zu bestätigen (Strafandrohung!) sei, genauso die ordnungsgemäße Benutzung (Strafandrohung!) der zur Verfügung gestellten Toiletten einschließlich Bestätigung (Strafandrohung!) auf dem Ticket und dass ich mit meinem Permit unter absolut keinen Umständen eine Höhe von maximal 4.300 Metern überschreiten (Strafanachleckmich!) dürfe!
Ich wollte doch nur wandern gehen!
Müßig zu erwähnen das Mensch sieben im ersten Lager zwar noch mal Pass und Permit vergleicht aber kein Arzt mich untersucht oder meinen ordnungsgemäßen Stuhlgang bestätigt, keiner meine maximal erreichte Höhe kontrolliert und der Müllbeutel am Ende sang-, klang- und kontrolllos im Container verschwindet.

 

Per Bus - ich fahre die selbe Strecke ein paar Tag später mit dem Rad - von Mendoza (800m) zum Parkeingang (2850m), zu Fuß weiter bis Camp I, Confluenzia (3400m). Aufstieg zu schnell. Die ungewohnt dünne Luft fordert Tribut, ich bezahle umgehend mit 12 Stunden traumlos tiefem Schlaf. Auch morgens schlaff, matt, müde. Doch Zeit ist hier leider Geld, mein drei Tage Permit kostete 125,- €, verlängern im Park ausgeschlossen. Und zumindest die Südwand, die will ich sehen. Erstaunlich, einmal den müden Körper auf den Weg gezwungen, fällt alle Trägheit ab, gehorcht der Körper gewohnt, folgen die Beine willig dem Pfad. Der schlängelt sich durch eine unwirkliche, unwirtliche Landschaft mit faszinierender Weitsicht und Tiefenschärfe, mit endlos neuen Steinformationen und Farbkombinationen, mit stechendem Himmelblau und gleißendem Gipfelweiß. Am Plaza Francia (4250m) endet der Pfad an den knapp 3000 imposanten Aconcagua Südwandmetern. 4 Kilometer Luftlinie bis zum Gipfel - so unendlich weit weg. Ich sitze lange, starre in die Wand, suche Linien, erliege wilden Besteigungsfantasien und weiß doch dass diese Wand von mir unberührt bleiben wird. Aber der Gipfel, der Gipfel! Klang vor ein paar Tagen die Entscheidung den Aufstieg auf "irgendwann mal" zu verschieben noch vollkommen vernünftig, logisch und rational (Geld! Zeit! Ausrüstung!) so schlägt Herz und Sehnsucht jetzt umso erbarmungsloser zu, lässt mich mit einem gehässigen "ich hab's ja gleich gesagt" einsam am Fuß der Wand sitzen. Irgendwann lärmt mich ein Grüppchen aus den Träumen. Chris, Andy und Jon absolvieren heute eine Akklimatisationstour, auf den Gipfel in den nächsten Tagen. Sie erzählen von vergangenen Touren, spekulieren über zukünftige und schwärmen von der aktuellen. Ihre Realität hetzt meine Sehnsucht wie ein aufgescheuchtes Reh vor sich her bis es weh tut. Ich murmle ein "ciao", drehe Gruppe und Berg den Rücken zu, laufe - nein renne los, möchte flüchten, der Sehnsucht davon sprinten. Das funktioniert nicht eine Minute, schon hat mich die Landschaft wieder eingefangen, bestaune ich meine Umgebung, freue mich ungemein heute hier und ganz "da" zu sein, sauge tief die klare Luft in mich hinein, genieße jeden einzelnen Schritt und weiß ganz sicher, ich werde zurückkommen und oben stehen. Ganz oben und runter schauen, dahin wo ich heute stand.


Heinrich meint: "Kopfweh! Ich hab Kopfweh und nicht mal gesoffen! Boah ist das hoch! Da kann Stefan aber mal schön ganz alleine hoch wenn er denn unbedingt will. Für so einen Elch ist das nix. Da wart ich lieber unten in Mendoza und erkunde ein paar Weinkeller oder besuche die Damen auf den umliegenden Alpakafarmen... Und er braucht gar nicht meinen dass er mit mir die Kohle für nen Packesel sparen könnte! Hallo, geht's noch, was denkt der sich wer ich bin?!?"

 

Kitesurfen Recycling war gestern! Goldberg Park des Studieren und der Reflexion Bergstiefel Zum Brückenbauen Steinformationen Einsames Tal faszinierende Brücke der Inkas Tourimarkt Dragon Parkeingang Laguna Espejo heisst Spiegelsee Bußgeld 30 Euro Gepäckservice Camp I Confluenzia tolle Felszeichnungen Der coolste Knipser noch ein bisschen Grüngelb Steinwüste Felsformationen I Felsformationen II Felsformationen III Auf dem Weg Die Südwand Endpunkt Plaza Francia einsam nicht billig

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Punkt #38 erreicht! 

[05.12.2013 21:53:46 | Chile | Ein Kommentar]

Nach einer (zugeben ziemlich...) ausgedehnten Winterpause hab ich mich wieder auf das Rad geschwungen. Auf wunderschönen Straßen und Wegen von Bariloche, Argentinien, in Richtung Pucon, Chile. Das Rad holpert über Schotterpisten, steil steigt die Straße in Richtung Grenze an. Am einzigen Regentag erreiche ich kurz vor der Grenze de heißen Quellen "Epulafquen". Ein aufgegebenes Luxus Spa ersetzt das Zelt für die Nacht, stundenlang liege ich im heißen Pool vor der Tür und lasse mir den Regen auf das Gesicht prasseln. Flotte abfahrt auf Schotter in das chilenische Tiefland. Alle zwei, drei Kurven taucht der Vulkan Villarrica am Horizont auf, wird alle zwei, drei Kurven etwas größer. Meine Route führt mich direkt durch den gleichnamigen Nationalpark. Am Eingang schaut der Ranger skeptisch auf mein Fahrrad. Die Straße sei "muy difícil", sehr schwierig, für Fahrzeuge nicht und für Fahrräder kaum geeignet. Ich grinse, "es bueno" und die Reifen wühlen sich knirschend durch den dunklen Vulkansand. Steil und ausgewaschen windet sich die Strecke durch alte, naturbelassene Wälder weiter steil nach oben. Abfahrt am nächsten Tag, innerhalb der Nationalparkgrenzen eher trail Fahren statt geschmeidiges heruntergleiten. Erst ganz unten wartet eine feine Asphaltstraße die direkt nach Pucon führt. Gut zwanzigtausend Seelen wohnen hier, können von überall in der Stadt den beinahe perfekten Vulkankegel bestaunen. Und der ist nicht nur schön, der ist auch einfach zu besteigen und somit die touristische Top Attraktion. An Pucons Hauptstraße drängen sich Touranbieter an Touranbieter, buhlen um die Gunst der Kunden. Die Nationalparkverwaltung unterstützt das Geschäft gerne, Alleinbesteigungen sind theoretisch möglich, der Aufwand - verlangte Genehmigungen, Nachweise und Ausrüstung etc. - aber derart hoch dass es sich kaum lohnt.
Mit zwei bergerfahrenen Schweizern und einem Guide machen wir uns früh morgens dann auf den Weg. Deutlich schneller als die anderen Gruppen erreichen wir den Gipfel, haben ihn ganz für uns alleine. Aus dem Krater steigt beißender Dampf auf, es stinkt, kratzt im Hals. Aber die Aussicht ist wunderschön. Der Abstieg geht schnell, der Großteil findet rutschend auf dem Hintern statt, äußerst spaßig! Zurück am Hostel wird der "Gipfelsieg" mit dem ein oder anderen Bier begossen.
Sehr viel einsamer aber keinesfalls weniger schön geht es am Mirador (Aussichtspunkt) El Cañi zu. Steil und Anstrengend führt ein Pfad bis auf einen Felsen auf knapp 1600m. Wer die Mühen auf sich nimmt wird mit einer unglaublichen Aussicht auf drei wunderschöne Vulkane belohnt: Lanin, Villarica, Llaima. Ich bleibe über Nacht, herrlicher Sonnenuntergang, Sternenklare Nacht, perfekter Sonnenaufgang. Ein traumhaftes Plätzchen.
Mein Dank gilt Thomas_U der mich hierher geschickt hat!

 

Heinrich meint: "Na endlich geht's mal weiter. Stefan wurde ja schon langsam fett von all den Steaks, Schokolade und Rotwein in Bariloche. Warum er aber ausgerechnet an den heißen Thermen keinen Rotwein dabei hatte versteh ich ja aber mal gar nicht. Unprofessionell! Und das gejammere von wegen Schotter und steil und dergleichen, also wirklich! Jetzt hockt er schon wieder seit ein paar Tagen in irgendeinem Hostel herum und wartet auf das nächste Asado. Und das obwohl es hier nicht mal Elchdamen für mich gibt! Grrrrr."

 

Tschüss der Frühling perfekter Platz für die Nacht willkommen schicke Wasserfälle Ab hier: mehr Trail fahren schöner Kegel Massenndrang die Reihen werden lichter beeindruckende Aussicht das obligatorische zwei Schweizer jungs Vulkan Llaim Vulkan Lanin Vulkan Villarica und kurz nach was für eine Aussicht mystische Aussicht fast perfekt Eidechsen Angst vor Spinnen? Asado eine von vielen Wifi vermutlich bald im Angebot

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Bariloche side trips II 

[31.08.2013 20:53:59 | Argentinien | 2 Kommentare]

Winterzeit in Bariloche. Schnee in den Bergen, selten unten um Ort. Ski- und Snowboardfahrer haben den Ort fest im Griff - manch einer mit langjähriger Erfahrung, manch einer sieht zum ersten mal Schnee im Leben. Wer nicht auf der Piste steht wartet im Hostel auf besseres Wetter. Bei (einigermaßen) gutem Wetter verödet das Hostel tagsüber, die Berge rufen. Zwei weitere male steige ich auf zum Refugio Frey, bleibe ein bisschen, genieße Stille und Aussicht, schaue stundenlang auf die faszienierende Landschaft. Zum Sonnenaufgang auf einen Aussichtsberg, im Wald herum kraxeln bis man einen Blick auf den sagenumwobenen "Torre Bustillo" (Steintower wie in Schottland) erhascht, Siegertypen bei den nationalen Schafsscher-Meisterschaften sehen, Forellen aus dem See nebenan in den Ofen stecken, bei Sturm den Wellen am Strand zugucken, dabei ein "Dulce de Leche" Eis verdrücken, für zwei Tage nach Chile, einkaufen, Visum verlängern, auf den Frühling und das Fahrrad freuen. Das Leben ist schön.

Winter Der Schnee (mein) Hostel Forelle frisches Gemüse noch ne Kartoffel um die Wette rasieren ein bisschen Gedränge viel Gedränge Wind und peitscht das Wasser hoch kurz nach Sonnenaufgang kurz nach Sonnenaufgang grandiose Aussicht Torre Bustillo Torre Bustillo Osorno Markt in Osorno Markt in Osorno Markt in Osorno Wer kein Tee hat Keine Geige? und manch einer Wasserspiele Architektonisch Reihenhaussiedlung Hospedaje Royal Kunst und Kaffee nichts auf der Welt fällt der Vernichtung anheim nur die Form wechselt Winterwonderland vorne Refugio Frey chinesische Billig Schneeschuhe Morgens fällt die Temperatur. Tiefgekühlt aber die Berg brennen Granittürme mystische Stimmung Nachts im Refugio oder stellt sich ein paar Meter daneben Spuren und früh morgens

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Bariloche side trips 

[22.06.2013 18:59:21 | Argentinien | 2 Kommentare]

Das Wetter nass, kühl, grau dazwischen eine handvoll Tage klar, warm, blau. Herbst auf der Südhalbkugel. Ein bisschen südlich von Bariloche: Pampa Linda. Der Name ("schöne Pampa") logische Konsequenz aus Lage - weit ab vom Schuss in einem Seitental - und Aussicht - der Vulkan Tronador überragt das Tal. Früher Aussiedlerhof heute Café und beliebt bei Touristen wie Einheimischen. Die Landschaft lässt sich bequem vom Minibus aus bewundern, die Aussichtspunkte weniger als 5 Minuten Fußmarsch vom nächsten Parkplatz entfernt. Mit einem kleinen Grüppchen aus Hostelbewohnern erkunde ich einen Tag lang das wunderschöne Tal, den Aufstieg zum Refugio Otto Meiling (Ausgangspunkt zur Tronadorbesteigung) verschiebe ich auf ein ander mal.

 

Zwei, drei Wochen später. Das Wetterorakel verspricht eine ganze Woche feines Herbstwetter, dazu Neumond und der Vulkan Copahue spuckt ein bisschen Rauch. Klingt spannend, vielversprechend. Auf ungewohnten 4 Reifen mache ich mich auf in Richtung Norden, erstes Ziel: Pucon in Chile. Hier wartet der Vulkan Villarrica im gleichnamigen Nationalpark auf Besteigung. Im örtlichen, sehr sympathischen Hostel wird mir der Aufstiegsversuch in geführter Gruppe "dringendst" angeraten, das Terrain und die Verhältnisse "äußerst schwierig". "Gefährlich!". Mh mal sehen, aber Ok, Gruppe statt Alleingang. 6.30 morgens werden 14 zahlungswillige Anfängerbergsteiger und 3 Guides in einen Minibus verladen und gen Ausgangspunkt verfrachtet, Aufstieg im Morgengrauen. Der Wind kommt stoßweise und kräftig, die ersten straucheln ein bisschen, quälen sich auf ungewohnten Steigeisen ein paar Schritte höher. Pause unterhalb einer Kante, mit einem weiteren Gast und einem Guide steigen wir ein Stück weiter bis an eine Kante, hier pfeifts schon etwas kräftiger. Die Guides beschließen das - für die meisten - richtige, Abstieg, auch wenn Wind und Verhältnisse nicht all zu wild sind. Verständlich, sind doch einige aus unserer Gruppe bereits ganz schön "geschafft". Nicht so Vincent aus Frankreich (sehr coole Aktion) und ich, wir wären liebend gerne weiter gegangen. Am Abend heiße Thermen unter einer leuchtenden Milchstraße am sternenbedeckten Himmel.

 

Derweil hat Vulkan Copahue beschlossen seine Eruption zu verschieben, Alarmstufe gelb statt rot, Evakuierung rückgängig, kein Rauch mehr übrig. Doch direkt daneben - auf chilenischer Seite - fristet ein kleines Reservat sein wenig besuchtes Dasein. Reserva nacional Ralco, 12.421 Hektar großes Kleinod Oberlauf des Rio Biobío, weit abgelegen am Ende einer üblen, 70Km langen Schotterschüttelpiste. Eine handvoll Pehuenches Familien - die ursprünglichen Bewohner - lebt im Park, zwei Ranger wachen am Eingang. Sie sind recht überrascht, so sei ich doch der erste Besucher seit über 5 Wochen und überhaupt, Gringos lassen sich hier kaum sehen. Wenig verwunderlich, touristische Infrastruktur und Informationen quasi nicht vorhanden, die Zufahrt beschwerlich und an Pfaden und Markierungen herrscht akuter Mangel. Nur an Schönheit, an Schönheit mangelt es wahrlich nicht. Immergrüne Araukarien bevölkern die Hänge, schroffe Wände markieren das Ende des Tals, zwischen Bäumen und Tälern immer wieder Blick auf den Vulkan "Callaqui". Nach 17 km wandern durch verzauberte Wälder das Tagesziel: "Laguna Mula". Die untergehende Sonne verbrennt den Horizont, überzieht den glatt polierten See mit einem Flammenmeer und überlässt es dann irgendwann der funkelnden Nacht den einen einsamen Beobachter am Wasserrand weiter in Verzückung zu versetzten.

 

Heinrich meint: "Bah, Igitt, Au!! Diese verdammten Araukarien kann man ja nicht vernünftig futtern! Hartes Stachelzeug! Zugegeben, sehen ja ganz nett aus, aber wenn man das Zeug nicht mal essen kann, gehört es abgeschafft! Und am Rande: diese Autofahrerrei! Hält ja kein Elch aus. Viel zu schnell und auf schotter versau ich mir nur wieder das Fell! Immerhin war der Wein in Pucon sehr lecker..."

 

 

unterwegs Herbststimmung hier planschen Am Lago Mascardi ein bisschen höher Pampa Linda Schwarzwälder mit Kaffee Sieben Seen Route Reifenpanne mal in schön schöne Grafittis schöen Grafittis auf dem Weg bei dieser Aussicht Pucon Abendendspannung Pampariding Letzter Ort Araukarienwälder Immer wieder gefrorenes Wasser Berge Araukarien und Araukarien Glutrot Araukarien Sonnenaufgang

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Luftpost Podcast II 

[14.05.2013 17:15:29 | Argentinien | Keine Kommentare]

Studio Bariloche
Studio Bariloche

Vor einiger Zeit hat Daniel vom Luftpost Podcast mit mir eine Folge für seinen Reisepodcast aufgenommen. Wir sprachen über meine Webseite, Dänemark, Island, Schweden und Norwegen. Nun war Zeit für ein Update und nach dem hohen Norden ist nun der tiefe Süden fällig. In der aktuellen Folge sprechen wir über Argentinien und Chile und was Patagonien so alles an schönen Landschaften für den Besucher bereithält. Vielen Dank an Daniel fürs aufnehmen und die ganzen anderen schönen Folgen in seiner Serie!

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